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"Pretend It's a City": Netflix-Doku über Fran Lebowitz und New York

Netflix-Doku-Miniserie: Der New Yorker Starregisseur Martin Scorsese hat ein 200-minütiges Doppelporträt über seine Heimatstadt und seine alte Freundin Fran Lebowitz gestaltet.

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Die immense Sprechgeschwindigkeit, die ihnen beiden eigen ist, motorisiert diese Serie: Die Autorin Fran Lebowitz, 70, und der Filmemacher Martin Scorsese, 78, denken schnell und formulieren noch schneller, sind ewig miteinander befreundet und mögen es, gemeinsam aufzutreten, um über Gott (inexistent), die Welt (schlecht), aber hauptsächlich über ihre Heimatstadt New York (jenseits) zu plaudern, die zum Themenpark für Superreiche zu verkommen droht. Es lag nahe, die Wege des Duos mit der Kamera festzuhalten und als Streaming-Ereignis zu vermarkten. Netflix hat es getan, Scorsese unter dem Titel "Pretend It's a City" gleich selbst Regie geführt.

Die Bühne in den sieben halbstündigen Episoden gehört Fran Lebowitz, einer Autorin, die zwischen 1978 und 1994 gerade vier Bücher zustande gebracht hat, drei Sammlungen ihrer satirischen Essays und ein Kinderbuch. Seit über einem Vierteljahrhundert leidet sie an Schreibblockade und hat sich deshalb als gern gesehene Zynikerin in Talkshows und Theatern aufs öffentliche Reden verlegt. Sie schleppt sich wie ein trotziges Kind durch die Stadt, mit hängenden Schultern und übellaunigem Gesicht.

Ernst? Nein. "Pretend It's a City" übt sich in Geistreichtum und Heiterkeit

Dabei ist Lebowitz äußerst unterhaltsam: eine Technophobikerin, Musical-Hasserin und Suchtleserin. Scorsese lässt sie gegen die Gentrifizierung agitieren, die in New York absurde Blüten treibt, und gegen Leute, die pausenlos auf ihre Handys starren. In Scorsese hat Lebowitz ein dankbares Gegenüber: Sein dröhnendes Gelächter begleitet diese Serie wie ein bestellter Soundtrack.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.