Rapperin Badmómzjay: Ein Zimmer für mich allein
Hier wird mit einer alten Floskel aufgeräumt: Die vielbeschworene „Stimme einer ganzen Generation“ gibt es so wenig, wie es universellen Liebeskummer gibt. Weil die Generationenfrage aber nicht nur zwischen Gen Z, Millennials und Boomer kompliziert ist, gibt es immer wieder Künstlerinnen und Künstler, die zumindest ein Gefühl dafür entwickeln, wie es sich anfühlt, in einer Zwischenzone zu existieren – noch nicht erwachsen, aber auch kein Teenager mehr zu sein.
Der 19-jährigen Rapperin Jordan Napieray alias Badmómzjay aus Brandenburg an der Havel ist dieses Kunstwerk mit dem Streaming-Hit „Ohne Dich“ (mit Kasimir1441) und ihrem Debütalbum „Badmómz“ gelungen: „In jeder Scheiß-Platinum-Platte stecken fast einhundert Panikattacken“, rappt sie in dem Song „Sterne unterm Dach“ zwischen minimalistisch-harten Beats, und mit ihren Songtexten geht sie ans Eingemachte; sie rappt über Selbstermächtigung, ihre Bisexualität und die Sternzeichenkunde, legt sich mit ihren männlichen Kollegen an, nur um auch sich selbst in misogynen Deutschrap-Themen zu verlieren („Ich will keine Ladys, Baby, ich will Hoes“ heißt es im Song „Golden Dolls“).
Merke: Das Flexen gehört eben auch bei Rapperinnen wie Nicki Minaj, Cardi B, Shirin David oder Badmómzjay zum Repertoire. Im zentralen Song „Zimmer allein“ ist sie dann aber ganz bei sich: „Zu viele Krisen, zu viel down, Mann, zu viele Teardrops“, heißt es hier: „In meinem Zimmer fühl ich mich wie in 'nem Iglu.“ Verletzlichkeit und musikalische Muskelspiele sind 2022 längst kein Widerspruch mehr.
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