Andrea Breth: „Die Raffgier ist eine Art Krankheit, die uns alle befallen hat“

Regisseurin Andrea Breth: „Es gibt kein soziales Gewissen mehr“

Regisseurin Andrea Breth: „Es gibt kein soziales Gewissen mehr“

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In einem Interview in der Jahresrückblick-Ausgabe von „profil“ (15/52) nimmt die deutsche Theaterregisseurin Andrea Breth auch zur Flüchtlingskrise Stellung. Deutschland sei ein „Land der Neider“, je mehr Geld die Menschen hätten, desto weniger wollten sie abgeben. Sie sei oft in Griechenland und erlebe den Umgang mit Asylwerbern dort. „Die Griechen sind Gebende – im Unterschied zu Deutschland oder Österreich, wo eine immense Abwehr gegen alles Fremde herrscht“, sagt Breth. „Diese Angst gibt es in Griechenland nicht. Man teilt.“

„Die Raffgier ist eine Art Krankheit, die uns alle befallen hat“, so Breth im „profil“-Interview weiter. „Es gibt kein soziales Gewissen mehr.“ Die Korruption gehe durch alle Parteien, es werde nur mehr auf die Quote geschielt: „Man vergisst die Gesichter der Politiker so schnell. Sie sind austauschbar geworden. Das sprachliche Niveau der sogenannten Debatten ist entsetzlich. Ich weiß nicht mehr, wen ich wählen soll.“ Die politische Moral sei desaströs: „Wie kann Gerhard Schröder allen Ernstes sagen, der russische Staatschef Putin sei ein ‚lupenreiner Demokrat‘? Das verkündet ein ehemaliger Bundeskanzler, der nun bei Gazprom arbeitet.“

Was ist denn das für ein Vorgang? Man hat ein Konto, und darauf wird überwiesen.

Mit der neuen Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann zeigt sich die Regisseurin dagegen sehr zufrieden: „Sie ist offen, hat klare Pläne. Man freut sich, hier zu arbeiten.“ Breth selbst sei nie in Versuchung gekommen, Ex-Burg-Geschäftsführerin Silvia Stantejsky Geld anzuvertrauen: „Was ist denn das für ein Vorgang? Man hat ein Konto, und darauf wird überwiesen. Viele haben sich ja auch die Steuererklärung von ihr machen lassen. Ich hatte dergleichen nie im Sinn.“