Here comes the sun... "Rein in die Fluten" von David Prudhomme und Pascal Rbaté

Rein in die Fluten! Graphic Novels für den Sommer

Rein in die Fluten! Graphic Novels für den Sommer

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„Rein in die Fluten“ von David Prudhomme und Pascal Rabaté

Endlich Sommer! Raus aus der Stadt, Familie einpacken, Sonnenhut aufsetzen, rein ins Auto - und genervt im Stau stehen. Mit der Vorfreude ist es immer so eine Sache: Sie ist oft schöner als das Ereignis selbst. Vor allem, wenn sich viele Menschen auf die selbe Sache freuen und sich dann gegenseitig auf die Nerven gehen. Die beiden französischen Illustratoren fangen diese Situationen ein - unaufgeregt, etwas lakonisch, liebevoll. Der Mann am Strandtuch nebenan küsst die schönere Frau? Papa hat den Autoschlüssel im Sand verloren und die Kinder sind gelangweilt? Das kleine Reich am Campingplatz wird schnell einmal gestört? So sieht moderner Urlaub an den Stränden von Portugal bis Bulgarien aus. Da ist man dann häufig froh, wenn es wieder nachhause geht. Zuhause erzählt man dann den Nachbarn, wie schön es nicht war. Und irgendwie war es das auch.

David Prudhomme und Pascal Rabaté: Rein in die Fluten. Reprodukt 2016.

„Ein letztes Wort zum Kino“ von Blutch

Welchen Einfluss haben Filme auf unser Leben? Warum brauchen wir sie so sehr? In kurzen Comic-Essays begibt sich Blutch auf Spurensuche ins filmische Kollektivgedächtnis. Der berühmte französische Comic-Zeichner reflektiert die Wirkung seiner Jugendikonen wie Claudia Cardinale, Jean-Luc Godard und Luchino Visconti auf sein eigenes Schaffen und Leben. Dass „Ein letztes Wort zum Kino“ tieftraurig aber auch befreiend ist, passt zum Kinobetrieb; Blutch zeigt die Kritik an der kollektiven Schaulust mit eindringlichen, schattierten Bildern – seine Erinnerungen sind sperrig und verzerrt. Die Frau, jahrzehntelang degradiert zum reinen Lustobjekt, steht dabei sinnbildlich für seine Kritik am Film. Er zeichnet gegen den oberflächlichen Glamour an.

Blutch: Ein letztes Wort zum Kino. Reprodukt, Berlin 2016.

„Weltraumkrümel“ von Craig Thompson

Space-Oper statt Realismus: Mit „Blankets“, der Geschichte einer unglücklichen Teenager-Liebe im fundamentalistisch-christlichen Milieu der amerikanischen Provinz wurde Craig Thompson 2003 weit über die Genregrenzen hinaus bekannt. In seinem aktuellen Comic „Weltraumkrümel“ widmet sich der Meister der autobiografischen, realen Comiczeichnung erstmals einer Science-Fiction-Geschichte und versucht dabei Abenteuerdrang, Zeitkritik und Familiendasein zu einem mutigen Plot zu verweben. Die zwölfjährige Violet macht sich auf die Suche nach ihrem Vater, einem ehemaligen Rocker, der als interstellarer Müllmann tätig ist und auf einer geheihmnisvollen Mission spurlos verschwunden ist. Die Weiten des Weltalls sind unermesslich – und Violet muss schnell feststellen, dass ihr Vater in großen Schwierigkeiten steckt. „Mami, sei mir bitte nicht böse. Aber Papa ist in Not und manchmal braucht es eben Kinder.“

Craig Thompson: Weltraumkrümel. Reprodukt, 2015.

„The Artist“ von Anna Haifisch.

Künstlerin oder Künstler sein ist schön: viel Zeit, viel Sex, viel Ruhm, wenig Arbeit. Was in jungen Jahren als das beste aller Leben klingt, wird nach dem Auszug aus dem elterlichen Versorgungsheim häufig ein Leben durchzogen von billigem Bier, faden Ausstellungen, ständigem Aufschieben und zerfleischendem Selbstzweifel. Die Illustratorin Anna Haifisch hat diese charmant-traurige Existenz in mehreren Episoden eingefangen: mit minimalistischen Strichen, sanften Farben und viel Selbstironie. Wunderbare Lektüre, nicht nur für das (zukünftige) ruhmreiche Künstlerleben, sondern für jeden, der in seinem Kopf schon einmal den Physiknobelpreis gewonnen hat, Fußballweltmeister geworden ist oder das Start-up des Jahres gegründet hat. Und am Ende von "The Artist" steht stets der Trost: So schlimm wie im eigenen Kopf wird es doch nicht werden.

Anna Haifisch: The Artist. Reprodukt 2016.