Renoir-Diebstahl im Wiener Dorotheum: "Kunstmarkt drittgrößter illegaler Markt"

profil sprach mit Petra Eibel, spezialisiert auf Kunstversicherung bei der Uniqa-Versicherung, über den Diebstahl.

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Ein Kunstdiebstahl ist am 26. November im Wiener Dorotheum über die Bühne gegangen. Aus den Räumlichkeiten des Auktionshauses in der Dorotheergasse in der Wiener Innenstadt wurde ein wertvolles Renoir-Gemälde entwendet. Auf einer Überwachungskamera konnten Lichtbilder der drei mutmaßlichen Täter sichergestellt werden (siehe Foto unten). Der Schätzwert des 1895 entstandenen und 27 x 40 Zentimeter großen Landschaftsgemäldes liegt zwischen 120.000 und 160.000 Euro.

profil: Was haben Sie sich gedacht, als Sie von dem Diebstahl gehört haben? Petra Eibel: Ich war überrascht, aber Einbruchdiebstähle können passieren. Bei solchen Diebstählen kommen drei Faktoren zusammen: Die Objektsicherung, die Alarmsicherung und die Aufsichtspersonen. Wenn hier ein Faktor ausfällt, kann es zu einem Diebstahl kommen.

Der Kunsthandel ist nach dem Waffen- und Drogenhandel der drittgrößte illegale Markt.

profil: Können die Täter ein solches Kunstwerk überhaupt wieder verkaufen? Eibel: Am legalen Kunstmarkt ist das sehr schwer vorstellbar. Das Werk ist im Kunstbetrieb gut dokumentiert. Zudem hat das Landeskriminalamt Wien eine eigene Stelle, die sich um solche Diebstähle kümmert, Interpol verfügt über Datenbanken gestohlener Kunst und es gibt das Art Loss Register, die weltweit größte Datenbank in diesem Bereich. Daher halte ich es für fast ausgeschlossen, dass ein solches Kunstwerk legal weiterverkauft werden kann.

profil: Warum wurde es dann gestohlen? Eibel: Es gibt natürlich auch einen illegalen Markt für solche Kunstwerke. Der Kunsthandel ist nach dem Waffen- und Drogenhandel der drittgrößte illegale Markt. Gestohlene Kunstwerke können auch als Besicherung für andere Deals dienen. Es gibt auch die Erzählung, dass manche leidenschaftliche Sammler Kunstdiebstähle in Auftrag geben. Ich kann dem aber nicht viel abgewinnen. Es gibt aber auch Fälle wie den Franzosen Stéphane Breitwieser, der zwischen 1995 und 2001 239 Kunstwerke stahl - für sein privates Vergnügen.

profil: Was passiert, wenn das Bild wieder auftaucht, aber beschädigt ist? Eibel: Wenn das Bild nicht mehr auftaucht und versichert ist, wird die Versicherungssumme nach einem gewissen Zeitpunkt ausbezahlt. Sollte das Bild beschädigt auftauchen, wird es über die Versicherung restauriert und dem Besitzer zum Rückkauf angeboten.