Er hat immer noch ein Ass im Ärmel: Wolf Haas' neuer Roman
Franz Escher wartet in seiner Wohnung auf den Elektriker, der die Störung der Steckdose über der Küchenplatte beheben soll. So viel scheint immerhin gesichert zu sein: In „Wackelkontakt“, dem neuen Roman des Salzburger Schriftstellers Wolf Haas, schlägt sich ein professioneller Trauerredner namens Escher mit Handwerkerterminen herum. Denn schon bald kippen die Ereignisse zu ihrem eigenen Vorteil ins Surreale und Halbdunkle, wobei etliche spiegelverkehrte Erzählstränge ein Buch der Überraschungen ergeben.
Haas, 64, erzählt eine Geschichte, die so gar nicht in die aufgeräumte Literaturschulen-Ästhetik passen will. In „Wackelkontakt“ geht es drunter und drüber, ein mittlerer Erzählstromstoß öffnet doppelte und dreifache Böden. Haas mischt eine Mafia-Seifenoper, in der 73 Morde begangen werden, mit einem Wiener Todesfall aus Fahrlässigkeit; sein Hauptakteur ist nicht zufällig nach M. C. Escher benannt, jenem 1972 verstorbenen niederländischen Grafiker, der durch seine Illustrationen unmöglicher Figuren bekannt wurde. Der Escher aus „Wackelkontakt“ ist zudem der Puzzle-Sucht verfallen: In Teamarbeit fügen Haas und Escher, ganz buchstäblich, ein Ganzes aus zahllosen Teilchen zusammen.