Rough & crazy: Das Popfest Wien
Einen „sommerlichen Live-Querschnitt zwischen fresh, oag, rough und crazy“ verspricht das Duo, das jenes Wiener Popfestival heuer kuratiert hat, in dem der Status quo der heimischen Musikszene zuverlässig auf den Punkt gebracht wird. Die Journalistin Lisa Schneider und der Musiker Markus Binder (Attwenger) werden ab morgen am Karlsplatz ein vielgestaltiges Menü kredenzen, das an Überraschungen nicht arm zu sein verspricht. Vier Tage lang, von Donnerstag bis Sonntag, werden im Rahmen dieses Fests über 40 Acts konzertieren, nebenbei veranstaltet man Branchen-Talks und Workshops.
Ein halbrundes Jubiläum gibt es darüber hinaus zu verzeichnen: Das Wiener Popfest, seit je gratis zu besichtigen, wird nunmehr 15. Und es gibt Neuerungen: Das nach Jahren des Umbaus generalsanierte Wien Museum kommt als Schauplatz zur Seebühne, zur Karlskirche, zum Club U und zur Technischen Universität dazu. Im Rahmen der laufenden Popfest-Previews im nahe gelegenen Stadtkino wird man übrigens bereits heute Abend um 22:30 Uhr als Einstimmung ein rares filmisches Live-Dokument erleben können: den Auftritt der fabelhaften Anja Plaschg aka Soap&Skin aus dem ersten Covid-Sommer, anno 2020, in der Karlskirche, vor limitiertem, vorschriftsgemäß sozial distanziertem Publikum.
Eine schöne Mischung aus Wohlbekanntem (Der Nino aus Wien am Donnerstag um 18:30 Uhr; oder Oskar Haag, der ebenfalls am Donnerstag ab 22 Uhr erstmals mit Band zu erleben sein wird) und noch zu Entdeckendem bietet das diesjährige Line-Up jedenfalls. Die hypnotischen Tracks der um Frontfrau Sophia Löw kreisende Band Culk (Fr, 20:30) etwa gehören zum Pflichtprogramm, ebenso die charmant simplen Popmelodien von Resi Reiner (Do, 20 Uhr) und Anna Mabo (Sa, 22 Uhr). Die Gruppe Ja, Panik (Sa, 20:15) muss man nicht mehr eigens empfehlen, ihre Live-Talente sind legendär. Und das Frauentrio Zinn wird im Nachtprogramm mit getragenen Chansons die doppelten Böden ihrer Lyrics testen (Fr, 23 Uhr).
Es ist übrigens anzuraten, sich bei Interesse nicht nur zu den Indoor-Konzerten, für die man Zählkarten braucht, frühzeitig einzufinden; denn um sich in der Partystimmung und im Gedränge nicht irgendwo weit hinten zu verlieren (und die Musik nur noch als fernen Schall wahrzunehmen), muss man beim Popfest um die guten Plätze traditionell ein wenig kämpfen. Aber Kampfgeist gehört eben zu den Grundbedingungen außerordentlicher Kunsterfahrungen.