Zum Tod von Peter Matić (1937-2019): Ein echter Kakanier
„Fleiß und Ausdauer“ nannte Peter Matić einmal die wichtigsten Eigenschaften eines Schauspielers. Genialische Begabung beanspruchte der 1937 in Wien geborene Sohn einer alten, traditionsbewussten Offiziersfamilie nie für sich. Sein Urgroßonkel mütterlicherseits war Reisebegleiter von Kaiserin Elisabeth gewesen, wahrscheinlich war es Matić in die Wiege gelegt, ein Kakanier zu sein: Er wusste etwas zutiefst Österreichisches mit Weltbürgertum zu vereinen. Matić war durch und durch Gentleman, jede Eitelkeit war ihm auf der Bühne wie im Leben fremd. Er war sich nie zu schade für kleine Rollen, obwohl er als Synchronstimme für Ben Kingsley als „Gandhi“ berühmt geworden war. Seine sanfte Stimme, seine musikalische Neigung prägten auch seine Theaterfiguren. Mit neugierigen Augen blickte er auf die Welt.
"Ich war nie ein Lufthansa-Schauspieler"
Zuerst hatte er sich am Reinhardt Seminar beworben, wurde aber nicht genommen. Er absolvierte seine Ausbildung an der Schauspielschule Krauss und bei Dorothea Neff, debütierte am Theater in der Josefstadt und war dort bis 1968 engagiert. Von 1972 bis 1993 war er am Berliner Schillertheater tätig. Seit 1996 war er Mitglied des Burgtheater-Ensembles. Claus Peymann hatte ihn gesehen und nach Wien geholt. „Ich war nie ein Lufthansa-Schauspieler“, sagte Matić einmal. Er war in der Tat eine Stütze des Hauses, beherrschte den Wiener Dialekt ebenso wie seine ganz eigene, melodische Form des Hochdeutschen. Als er noch in Deutschland auf der Bühne stand, schrieb man über ihn, er sei so „freundlich preußisch, wie es nur ein Wiener sein kann“. Er fand es schlicht unnötig, unfreundlich zu sein.
Gestern ist der Publikumsliebling im Alter von 82 Jahren überraschend verstorben. „Mit Peter Matić verlieren wir einen einzigartigen Schauspieler, aber jenseits des künstlerischen Verlustes trauern wir um einen der nobelsten, freundlichsten, großzügigsten Kollegen, der dieses Credo in seiner täglichen Arbeit im Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses lebte“, wird Direktorin Karin Bergmann in einer Aussendung des Burgtheaters zitiert.