Autorin Jenny Erpenbeck.

Schriftstellerin Erpenbeck: "Wer Zäune befürwortet, übt Gewalt aus“

Autorin kritisiert Europas Flüchtlingsgegner scharf und befürchtet "ein großes Schlachtfeld“.

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Wie profil in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, geht die Berliner Schriftstellerin Jenny Erpenbeck, 48, mit Europas Flüchtlingsgegnern scharf ins Gericht: „Diejenigen, welche die aktuellen Probleme hinter irgendwelche Zäune aus ihrem Blickfeld schieben wollen, üben Gewalt aus. Und aus Gewalt ergibt sich selten eine friedliche Antwort. Man kann nicht erwarten, dass die Flüchtlinge, die bereits furchtbare Verluste hinter sich haben, freiwillig vor irgendeinem europäischen Zaun verhungern oder erfrieren, nur damit wir hier weiterhin nicht teilen müssen. Sich wegen eines Krieges auf den Weg zu machen, die zerstörte Heimat verlassen zu müssen, ist eine Tragödie, und da wollen wir diese Menschen allen Ernstes in Zäune laufen lassen, die mit dreieckigen Rasierklingen bestückt sind?“

"Angst als nationales Gefühl"

In ihrem neuen Roman „Gehen, ging, gegangen“ (erschienen bei Knaus) erzählt Erpenbeck von einer unfreiwillig in Berlin gestrandeten Gruppe afrikanischer Flüchtlinge. Es sei „interessant“, so die Autorin im profil-Gespräch, „dass die Angst gerade als nationales Gefühl präsentiert wird, während die Wirtschaft längst jenseits aller Ländergrenzen agiert, um maximale Gewinne zu machen. Die Angst der Europäer stellt sich wie das Spiegelbild jener Angst dar, durch welche die Flüchtlinge bereits gegangen sind.“ Die Flüchtlingskrise markiere den „Beginn eines sehr langen Kampfes der Gattung Mensch um begrenzte und höchst ungleich verteilte Ressourcen: Wasser, Bodenschätze, landwirtschaftliche Nutzflächen.“ Im schlimmsten Fall werde es „ein großes Schlachtfeld“ geben.