Selfie mit Hitler
Was würden wir anstellen, wenn wir eine Zeitmaschine hätten? Und wie bitter wären die Folgen? Mit einer gehörigen Portion Ironie versucht der junge Wiener Autor Elias Hirschl (1994 geboren und Sieger der heimischen Poetry-Slam-Meisterschaften 2014), diese Fragen in seinem jüngsten Roman zu beantworten. Der Titel klingt abstrus: "Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt“. Schauplatz ist das gegenwärtige Österreich. Im Showdown eines grotesken Mathematik-Wettbewerbs wird die "Weltformel“ entdeckt. Sämtliche wissenschaftliche Probleme lassen sich dadurch lösen - Geisteswissenschaften boomen plötzlich. Ein Supercomputer übernimmt prompt die Weltherrschaft und liefert Pläne für den Bau einer Zeitmaschine.
Bald ersetzen die beliebten Zeitreisen die üblichen Urlaubsziele - Familienpauschalen und Führungen inklusive. Neuer Touristen-Hotspot ist Braunau anno 1889: Das Töten des Säuglings Adolf Hitler - genannt "hitlering“ - wird zum gnadenlosen Volkssport. Geschmacklose Souvenirs wie Selbstporträts mit dem Toten dienen als Beweis für die erfolgreiche Hitler-Jagd. Neben der Groteske findet Hirschl in seinem satirischen Roman aber auch Platz für Ernsteres, allerdings übt er nicht sonderlich subtil Kritik an der Austro-Mentalität und der aktuellen Weltpolitik.
Elias Hirschl: Meine Freunde haben Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt. Milena, 200 S., EUR 17,90