Gut gegen Sommerhitze: Game of Thrones, Fargo und Altes Geld
Es gibt wirklich bessere Monate als Juli oder August, seine spärliche Freizeit vor dem TV-Gerät zu verbringen. Aber wie jeder Sonnenhungrige weiß, braucht es nach einem Besuch im überfülltem Schwimmbad, nach fettigen Langos und Sonnenbrand auch ein wenig Ruhe, verdunkelte Zimmer und eine Staffel der aktuellen Lieblingsserie. Denn eines ist klar: Wenn die Hitzerekorde purzeln, sehnt man sich automatisch nach schmutzigen Machtkämpfen, Familienfehden und skurrilen Thrillern in Serienform. Merke: Nichts kühlt besser als eine blutige Folge „Game of Thrones“.
„Fargo“ (FX/Netflix)
Mord, Mafia und getötete Ehefrauen: Die TV-Adaption des Neo-Klassikers der Coen-Brüder breitet die Geschichte vom Leben und Sterben in den unwirklichen Weiten des Mittleren Westens nicht nur neu auf, sondern lässt die beiden Hauptdarsteller Billy Bob Thornton und Martin Freeman („Sherlock“) zu Höchstleistungen auflaufen. Dass die zehn Folgen, die übrigens von Joel und Ethan Coen produziert wurden, nicht zur schwarzhumorige Männerfantasie mutieren, ist vor allem der grandiosen Schauspielerin Allison Tolman zu verdanken, die in „Fargo” nicht nur ihr Seriendebüt abliefert, sondern als Polizistin Molly Solverson auch als einzige den Durchblick behält. Große Empfehlung!
„Bloodline“ (Netflix)
Der Beschützer, das Nesthäkchen, der Liebenswerte – unter Geschwistern werden die Rollen früh verteilt. Bei den Rayburns scheint das nicht anders zu sein. Meg ist die Schlaue mit dem Collegeabschluss. Kevin ist der immer fröhliche Partytiger. John ist der Zuverlässige, der sich immer um den kümmert, der gerade Hilfe braucht. Und dann ist da noch Danny. Dannys Ankunft in der alten Heimat, den Florida Keys, ist „das Streichholz, das die Lunte in Brand setzt“, meinte der Schauspieler Ben Mendelsohn bei der Serien-Premiere auf der diesjährigen Berlinale. „Und dann kommt die Explosion.“ Ganz offensichtlich gibt es bei den Rayburns Geheimnisse, von denen der Zuschauer keine Ahnung hat.
„1992“ (Sky)
Aus Italien kommen derzeit die interessantesten TV-Serien. Eine davon ist die brutale Mafiaserie „Gomorrha“. Die andere heißt schlicht und einfach „1992“. 1992 ist das Jahr der italienischen Zeitenwende, in der das Antikorruptionsprogramm Mani pulite (Saubere Hände) in Kraft getreten ist. Aber bei „1992“ handelt es sich um keine Erfolgsgeschichte. Die Politserie zeigt, wie die Zerschlagung der Korruption in Italien eben nicht zu einer gerechteren Gesellschaft geführt hat, sondern erst das Berlusconi-System ermöglicht hat. Dagegen wirken die gestylten Politiker in der US-Serie „House of Cards“ wie traurige Statisten. In „1992“ geht es um nichts weniger als die Wahrheit.
„Altes Geld“ (ORF/DVD)
Intrigen, alte Nazis, Inzest und Tod: „Altes Geld“ hätte eine schwarzhumorige österreichische Familiensaga werden können. Erfinder David Schalko belässt es aber nicht dabei, das achtteilige Sittengemälde eines amoralischen Geldadels zu dokumentieren; der 42-jährige Erfolgsregisseur entwirft eine Familien-Farce, die in Sachen Skurrilität und Intensität in der Österreichischen Fernsehlandschaft seinesgleichen sucht. Ab Herbst im ORF, bereits jetzt auf DVD und Video on Demand.
„Game of Thrones“ (Sky, HBO)
„Wenn man das Spiel der Throne spielt, gewinnt oder stirbt man. Es gibt keinen Mittelweg“, bringt Cersei, die skrupellose Schönheit aus dem Herrschergeschlecht der Lannister, den Geist der TV-Serie „Game of Thrones“ auf den Punkt. Das tragische Welttheater um Aufstieg und Fall einzelner Imperien, das vergangene Woche für 24 Emmys nominiert wurde, könnte aktueller nicht sein. Die wohl erfolgreichste Serie der letzten Jahre.