Faszination, Kunst, Technologie: Das SIGNAL Festival in Prag
„Begonnen hat alles mit der 600-Jahr-Feier des Prager Uhrturms. Wir wurden darum gebeten eine Lichtinstallation für den Uhrturm zu gestalten. Diese Projektion hatte im Internet einige Millionen Klicks. Dann kam die Idee auf in Prag ein Lichtfestival zu organisieren“, erzählt Martin Pošta der Organisator des SIGNAL Lichtfestivals, das von 15. bis 18. Oktober in Prag stattfand.
Trotz Regen und Kälte folgten knapp eine halbe Million Menschen der Route des Festivals durch das herbstliche Prag. Zu sehen waren interaktive Projektionen, farbenfrohe Lichtinstallationen, beleuchtete magische Gärten. Janet Echelman, eine US-amerikanische Künstlerin, deren Installation „1.26“ auf den Auswirkungen des Erdbebens in Chile im Jahr 2010 beruht, widmet ihr Projekt der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen Mensch und Natur. Durch das Erdbeben wurden die Tage auf der Erde um 1.26 Mikrosekunden kürzer: „Ich habe mir ein Video angesehen, das die seismographischen Effekte des Erdbebens zeigt. Dann habe ich gelesen, dass die Tage auf der Erde kürzer wurden, dabei dachte ich, dass der Mensch der Zeit nicht entrinnen kann, dass die Zeit einfach weitergeht. Ausgehend von diesem Naturphänomen, habe ich dann meine Installation gestaltet.“
Vor der Fassade des Kinsky Sommerpalasts im Smichov Park stehen die Zuseher dicht gedrängt nebeneinander. Sie tragen 3D-Brillen, die sie für 50 Tschechische Kronen am Eingang des Parks erworben haben. Im 20-Minuten-Takt wird hier die Installation "Polyhx" der Künstlergruppe OUCHHH auf den Palast projiziert. Der Beobachter ist fasziniert von dem Videomapping, das von der Harmonie zwischen Mensch und Natur, sowie der symmetrischen Architektur des Palasts, inspiriert wurde. Es folgt tosender Applaus, den sich die anwesenden Künstler redlich verdient haben.
Bei der Installation „Faces“, die von dem Künstlerkollektiv 3dsense kreiert wurde, stellt sich der Zuseher vor eine Kamera. Dessen Gesicht wird anschließend auf einen Turm projiziert und entweder von Backsteinen, einem Baum, oder einem futuristischen Netz umgeben. Bewegt der Zuseher seinen Kopf, zerstört er die vermeintlichen Backsteine, dehnt das Netz, oder bricht die Blüten des Baums ab. "Es geht um Zerstörung", kommentiert einer der Künstler und meint damit, dass jeder Mensch eine destruktive Ader habe, die es auszuleben gelte. Dass man dabei auch Spaß haben kann ohne ernsthaften Schaden anzurichten, stellt "Faces" unter Beweis.
Das Festival endet mit einer Veranstaltung im Club "Neone". Die Musik dröhnt bis auf die Straße, im Club ist es jedoch stockdunkel. Die Gäste stolpern über die Treppen, die zur Bar führen, an der es billiges Bier und Club Mate gibt. Eine seltsame Mischung, die abermals zeigt, dass Poštas Wunsch „zu beweisen, dass in Prag viel mehr passiert, als man denkt“ in Erfüllung gegangen ist.