Skandal um Rosie: K-Pop-Star Rosé von Blackpink und ihr Solo-Debüt
Der südkoreanische Musikkonzern „YG Entertainment“ pflegt keine falsche Scheu vor hohlen Phrasen, das Firmenmotto lautet, natürlich in Großbuchstaben: „VIBE THE NEW FLOW“. Ein bisschen konkreter wird die Selbstdarstellung unter dem Menüpunkt „One Source Multi Use Strategy“: „Based on YG’s certified contents craftmanship, YG has been diversifying its business models to the next level in collaboration with Major & Up-and-coming platforms in New media, Advertisement, Broadcasting industries.“ Leicht verkürzt heißt das wohl: Wir machen aus sehr professionell hergestellter Popmusik in den verschiedensten Medien alles Mögliche, vor allem aber – Shareholder Value.
YG Entertainment gehört zu den zentralen Playern im K-Pop, der jüngeren südkoreanischen Musikindustrie, die mit ihren sehr speziellen Formaten und Methoden im Zuge der koreanischen Welle („Hallyu“) der 2010er-Jahre zu einer globalen Supermacht wurde. YG, zu deren bahnbrechenden Stars (die in dieser Branche „Idole“ heißen) die Boygroup Big Bang und die YouTube-Sensation Psy („Gangnam Style“) zählen, hat sein Geschäftsmodell zuletzt vor allem an der Girlgroup Blackpink geschärft, vier Mittzwanzigerinnen namens Rosé, Jennie, Jisoo und Lisa, die seit ihrem Debüt im August 2016 zu jenen K-Pop-Gruppen gehören, die auch im westlichen Popbetrieb deutliche Spuren hinterlassen. So waren sie beispielsweise Headliner beim Coachella-Festival 2023, haben ihre jüngste Welttournee („Born Pink“, 66 Konzerte auf allen Kontinenten) in einem Konzertfilm verewigt, der auch in den österreichischen Kinos lief, und verzeichnen allein auf Spotify bereits über 13 Milliarden Aufrufe. Derzeit befindet sich Blackpink in einer Findungsphase zwischen zwei Welttourneen, was die Bandmitglieder für mehr oder weniger ambitionierte Soloprojekte nutzen. Besonders ambitioniert: das soeben erschienene Debütalbum von Rosé, das den Titel „Rosie“ trägt.
Rosé, 27, spricht Englisch mit australischem Akzent, hat hellblond gefärbte Haare und knapp 82 Millionen Instagram-Fans, trinkt gerne Bier und ist nebenberuflich als Werbeträgerin („Global Ambassador“) für Yves Saint Laurent, Tiffany, Puma und Rimowa tätig. Geboren wurde sie am 11. Februar 1997 in Auckland in Neuseeland, 2004 übersiedelte ihre Familie nach Australien, wo sie in Melbourne aufwuchs. Ihre Eltern haben südkoreanischen Migrationshintergrund, weshalb Rosé einen englischen (Roseanne Park) und einen koreanischen (Park Chae-young) Namen trägt. Mit 15 nahm sie in Sydney an einem Casting von YG Entertainment teil – auf Anraten ihres Vaters, wie sie gern erzählt –, in dem die junge Roseanne als zukünftiges K-Pop-Idol identifiziert wurde. Schon wenige Wochen später übersiedelte sie zum Training nach Seoul, wobei Training hier im südkoreanischen Maßstab zu verstehen ist: vier Jahre lang, sieben Tage die Woche (ein freier Tag alle zwei Wochen), jeweils von halb zehn Uhr vormittags bis deutlich nach Mitternacht, dazu wöchentliche und monatliche Leistungstests. K-Pop ist durchaus berüchtigt für seine intensiven Arbeitsbedingungen. Aber immerhin, so erklärte es Rosé kürzlich dem „New York Times Magazine“, fand die Schinderei in einem geschützten Rahmen abseits der Öffentlichkeit statt. Mit dem ersten öffentlichen Auftritt von Blackpink am 8. August 2016 (mit der Single „Square One“) änderte sich dies drastisch: Seither findet das Leben von Roseanne Park alias Rosé „on camera“ statt.