NS-Terror

Sophie Scholl: Harter Geist und weiches Herz

Vor 100 Jahren wurde Sophie Scholl geboren. Das jüngste Mitglied der NS-Widerstandsbewegung "Weiße Rose" wurde wie der Großvater von profil-Redakteur Wolfgang Paterno in der Münchner Strafanstalt Stadelheim hingerichtet.

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Am Ende begegneten Sophie Scholl und mein Großvater Hugo einander doch noch irgendwie. Vor wenigen Wochen projizierte die Erinnerungsinitiative "Faces for the Names" über mehrere Abende hinweg hauswandhohe Porträts an die Außenmauer der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim: Licht-Denkmale einiger weniger jener Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus hinter diesen Steinwänden zu Hunderten ermordet worden waren. Fotos von Sophie Scholl (1921-1943) und Hugo Paterno (1896-1944) leuchteten in die Februarnächte hinein.

Als ich Kind war, hieß es, Hugo sei wie Sophie Scholl enthauptet worden. Für den Buben kamen Menschen zusammen, deren Wege sich sonst nie gekreuzt hätten - zwei Lebensläufe mit ähnlicher Tragik, der eine weltbekannt, der andere nur wenigen ein Begriff; ein zufällig zusammengewürfeltes Personentableau mit dem Endpunkt "Fallschwertmaschine", wie die Nazis ihre Guillotine nannten.

Sophie Scholl und der Großvater, der als Zollwachebeamter in Lustenau und Innsbruck gearbeitet hatte und wegen abfälliger Äußerungen über Reich und "Führer" zum Tod verurteilt wurde, sind einander in Wahrheit nie über den Weg gelaufen und hatten allein ihren Gottesglauben - Hugo so konsequent wie Sophie ringend - und ihre Gegnerschaft zum Nationalsozialismus gemein. Scholl, die sich zuvor noch im "Bund deutscher Mädel" enthusiastisch engagiert hatte, wollte sich spätestens ab 1942 nicht länger dem Joch des braunen Terrors fügen und verteilte gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und anderen Mitgliedern der "Weißen Rose" Flugblätter, in denen sie Hitler und dessen Terrorregime anklagte.

Sophie wurde nach ihrer Verhaftung am 18. Februar 1943 nach vier endlosen Verhörtagen gemeinsam mit Hans und Christoph Probst in Stadelheim enthauptet; Hugo war Anfang Mai 1944 in das Münchner Gefängnis überstellt worden; bis zu seiner Hinrichtung im Hochsommer müssen sich viele seiner Tage wie ein ins Endlose verlängertes Sterben angefühlt haben.

Sophie Scholls Leben und Tod sind fast 80 Jahre nach ihrer von den Nazis als Rechtsakt verbrämten Ermordung von allen Seiten her durchleuchtet. Man kann sich ihr zum Beispiel in drei Bücher nähern, jedes davon ein Musterexemplar lesenswerter Biografik. Bereits 2010 ist "Sophie Scholl",verfasst von der Historikerin Barbara Beuys, 77, erschienen, in dem das jüngste "Weiße Rose"-Mitglied vor der endgültigen Verklärung gerettet wurde. Kürzlich veröffentlichten der Hamburger Theologe Robert M. Zoske, 69, und die Leverkusener Publizistin Maren Gottschalk, 59, weitere beispielhafte Scholl-Biografien. Das vom sauerländischen Religionslehrer Werner Milstein, Jahrgang 1955, spürbar ein wenig überstürzt geschriebene Lebensbild "Einer muss doch anfangen!"dient als Einstiegslektüre.

In "Sophie Scholl" (Beuys), "Wie schwer ein Menschenleben wiegt" (Gottschalk) und "Es reut mich nichts" (Zoske) ist eine imposante Fülle an Details versammelt, ohne dabei das große Bild einer widersprüchlichen Frau zu vernachlässigen, die Hitler einerseits "unverbrüchliche Treue" schwor und ihre Mitgliedschaft im "Bund deutscher Mädel",dem weiblichen Pendant zur Hitlerjugend, freiwillig bis 1941 aufrecht hielt, zwei Jahre länger als altersgemäß verpflichtet. Andererseits wurde Scholl zur mutigen Widerstandskämpferin.

Die drei Wimpern, die Sophie einem Brief an ihren festen Freund Fritz Hartnagel beilegte; der blaue Badeanzug, den ihr Fritz schickte; das "Wanderer"-Auto von Fritz' Vater, ein Neunsitzer mit Trittbrett; das Fahrrad, das Sophie am Münchner Ostbahnhof gestohlen wurde; Sophies Schuhgröße 39; der Skiurlaub im vorarlbergischen Warth, als Sophie meinem Großvater, der seinen Zollwachedienst damals im nach heutigen Maßstäben eineinhalb Autostunden entfernten Innsbruck versah, geografisch wohl so nah wie sonst nie mehr rückte; Sophies geplanter Urlaub im Bregenzerwald gemeinsam mit Freundinnen, der am Ende abgesagt werden musste: Für den Reichtum an Einzelheiten in diesen Büchern ließe sich Beispiel an Beispiel reihen.

Sie wolle für ihre "Person mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun haben",bekannte Scholl in ihrer ersten Vernehmung im Februar 1943. Die Geschichte ihrer Auflehnung gegen Krieg und faschistische Diktatur kennt viele Vorgeschichten. Barbara Beuys, Robert M. Zoske, Werner Milstein und Maren Gottschalk, die Biografinnen und Biografen Sophie Scholls, erzählen einige davon am Telefon.

Was können wir aus Sophies Leben, das mit nur 21 Jahren endete, lernen? Die Frage führt zuerst in das winterliche Köln. Barbara Beuys sagt: "Sophie schrieb an Fritz Hartnagel während der Kriegsjahre:, Ich gebrauche mein Hirn zum Denken.' Als die Widerstandspläne der, Weißen Rose' im Geheimen Gestalt annehmen, spielt sie auf dem Klavier bevorzugt Bach, weil man bei ihm, große Beherrschung zur Klarheit aufbringen' müsse. Eine selbstbewusste Frau lässt die Irrungen ihrer Jugendjahre entschlossen hinter sich und kämpft mit klarem Kopf gegen ein Unrechtsregime. Sie wusste, dass sie ihr Leben riskierte - für eine humane Zielsetzung in Politik und Gesellschaft.

"Robert M. Zoske stellt eingangs gut gelaunt fest, dass er im "zarten Alter von 61 über Hans Scholl promoviert" habe-und beginnt das Gespräch mit einer Gegenfrage: "Sind wir bereit, die Ambivalenz eines Menschen, die Grau-und Schwarztöne neben seinen hellen Seiten zu sehen?" In dem millionenfach aufgelegten Andachtstraktat "Die Weiße Rose" (1955) habe die älteste Scholl-Schwester Inge das "schmiegsame Bild einer säkularen Konsensheiligen" gezeichnet: "eine selbstbewusste, emanzipierte Frau, an der nichts Unvorteilhaftes, Anstößiges, Widersprüchliches war-stets sympathisch, brillant, edel." Zoske dagegen will Sophie als "verletzbaren und verletzenden Menschen" zeigen: "mit-und zartfühlend, spirituell, um Glauben und Liebe ringend, unsicher, zweifelnd, aber auch willkürlich, unausstehlich, gehemmt, eine Frau, die zwischen hoher Begeisterung und tiefer Niedergeschlagenheit schwankte."

Hugo Paterno schrieb 1941 in einer Epistel: "Alles Gott befohlen!"Noch in seinem Abschiedsbrief drei Jahre später legt er sein Leben vertrauensvoll in Jesu Hand: "Der liebe Herrgott will mich doch haben! Sein heiliger Wille geschehe!"Sophie notierte Mitte 1942 im Tagebuch: "Ich bitte Dich von ganzem Herzen, zu Dir rufe ich,, Du' rufe ich, wenn ich auch nichts von Dir weiß, als dass in Dir allein mein Heil ist." Solche Sätze kann man bei ihr immer wieder lesen.

"Mit Sophie Scholl wurde eine junge Frau zum Widerstandsidol, deren kurzes Leben unbelastet schien, Nachfragen überflüssig",erinnert sich Beuys. "Ihre heroische Tat und das grausame Ende nahmen Erlösungs-,ja Opfercharakter an, und ließen, je mehr davon bekannt wurde, die Mittäterschaft ihrer Zeitgenossen an einem Verbrecherregime ins Dunkel der Geschichte verschwinden. Warum am Mythos kratzen, wenn er alles überstrahlt?"

Maren Gottschalk spricht über die ikonischen Fotos von Sophie Scholl, viele davon von der Freundin Anneliese Kammerer aufgenommen. "Für mich erzählen die Fotos die Geschichte einer jungen Frau, die das Leben liebt, die gern lacht und neugierig auf die Welt ist. Sie tobt sich als Jugendliche aus, beim Wandern, Schwimmen oder Radfahren. Wir sehen Sophie mit Zeichenblock, das Zeichnen ist eine ihrer Leidenschaften."Auf den späteren Gruppenfotos aus ihrer Zeit beim Reichsarbeitsdienst sei dann eine andere Seite erkennbar: "Sophie steht am Rand, schaut ernst, abwartend. Sie fühlt sich in solchen Gruppen nicht wohl, das lesen wir auch in ihren Tagebuchaufzeichnungen." Auf den berühmten Bildern vom Münchner Ostbahnhof vom Juli 1942, wo sie Hans und die Freunde zum Sanitätsdienst an die Ostfront verabschiedete und wo auch ihr Fahrrad gestohlen wurde, ist wieder eine andere Sophie zu sehen: "Ob sie lächelt oder die Stirn runzelt-sie weiß jetzt, was auf dem Spiel steht." Wenn man Gottschalk eine Weile zuhört, weiß man ihre Arbeit noch mehr zu schätzen.


Hugo ging im Dunkel der Geschichte irgendwann verloren, während Sophie zur Symbolgestalt des Widerstands gegen das Regime erhoben wurde, zur übergroßen, viel beschriebenen Statue, mit den anderen Mitgliedern der "Weißen Rose" im Halbschatten: Alexander Schmorell, Willi Graf, Kurt Huber, Hans Leipelt, Marie-Luise Jahn. Sophie erhielt mehr Applaus, als irgendjemandem guttun kann. Es erschienen Doktorarbeiten, Theaterstücke, Bücher über Bücher. Ihr Leben wurde von Michael Verhoeven("Die weiße Rose"),Percy Adlon("Fünf letzte Tage", beide 1982) und Marc Rothemund ("Die letzten Tage", 2005) verfilmt; in der Walhalla, der Regensburger Gedenkstätte bedeutender deutscher Persönlichkeiten, wird sie mit einer wuchtig-weißen Marmorbüste geehrt.

Doch nicht nur im Guten, auch im Schlechten wurde ihrer gedacht. Der "Spiegel"-Reporter Claas Relotius führte Ende 2018 ein viel beachtetes Interview mit Traute Lafrenz, damals 99, der letzten Überlebenden der "Weißen Rose".Lafrenz war die einzige Freundin, die bei Sophies Beisetzung auf dem Friedhof Perlacher Forst anwesend war. Der später als Fälscher enttarnte Relotius hatte auch dieses Gespräch in Teilen manipuliert und erfunden. Er legte Lafrenz Aussagen von Sophie Scholl in den Mund, die sich fast wortident in der Biografie von Barbara Beuys finden.

Was in der Münchner Hinrichtungsstätte, die bis Ende der 1950er-Jahre als Autowerkstatt der Gefängnisverwaltung benutzt wurde, im Verborgenen stattfand, wurde, obszön entstellt, im November 2020 in alle Öffentlichkeit getragen, als eine junge Frau, die sich als "Jana aus Kassel" vorstellte, auf einer "Querdenker"-Demonstration in Hannover auf offener Bühne erklärte, sie fühle sich in ihrem Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen der deutschen Regierung "wie Sophie Scholl". Barbara Beuys klingt entschieden, wenn sie sagt, das löse bei ihr noch immer "Wut und Ekel" aus: "Dass Menschen, die in unserer Demokratie vor Tausenden unbehelligt ihre Geschichtsverfälschungen verkünden, auf Demo-Plakaten und im Internet gefälschte Sophie-Scholl-Zitate verbreiten, sich, Judensterne' anheften und sich mit Menschen vergleichen, die im NS-Widerstand oder als Opfer einer Rassenideologie ermordet wurden, ist widerlich und perfide zugleich.

Widerstand und Holocaust werden damit zynisch banalisiert und instrumentalisiert; der radikale Unterschied zwischen Diktatur und unserer Demokratie wird verwischt. Die Frau in Hannover, die sich mit dem Sophie-Scholl-Vergleich selbst verherrlicht, ist nicht einfältig, sondern verbreitet ausgeklügelte Parolen." Zusammen mit der Lügenpropaganda von Verschwörungsfanatikern und Rechtsradikalen, die demonstrativ mit "Querdenkern" auftreten würden, solle, sagt Beuys noch, unsere offene freiheitliche Ordnung zerstört werden, zunehmend mit Gewalt und Aggressivität. "Der demokratische Staat darf nicht naiv zuschauen, sondern muss sich wehrhaft gegen seine Feinde zeigen. Das ist die Lehre aus der Weimarer Republik."

Robert M. Zoske assistiert: "Wer heute für seine Überzeugung auf die Straße geht, darf sich nicht mit Sophie Scholl gleichstellen-dazu ist der Unterschied viel zu groß." Zugleich könne Scholl für "Freiheitsenthusiasten, Verweigerer und Protestler" ein Hoffnungszeichen sein - für Zivilcourage, Empathie und Glaubensmut. Es gebe vieles, was wir aus Scholls Geschichte lernen können, sagt Maren Gottschalk in Leverkusen: "Erstens: Der Faschismus tötet alles ab, was zum freien Menschsein gehört. Zweitens:

Wir leben heute in Österreich und Deutschland definitiv nicht in einer Diktatur, deshalb verbieten sich Vergleiche wie:, Ich fühle mich wie Sophie Scholl.'Drittens: Wir müssen unsere Demokratie gegen Angriffe verteidigen. Viertens: Was müssen wir unseren Kindern mitgeben, damit auch sie noch in einer freien Demokratie leben können? Bildung und Herzensbildung, beides Qualitäten, die Sophie Scholl in hohem Maße besessen hat."

Werner Milstein verweist auf einen weiteren Aspekt: "Sophie Scholl hat das Wort, Freiheit' auf die Rückseite ihrer Anklageschrift geschrieben, ihr Bruder Hans hat es vor der Hinrichtung lautstark über den Gefängnishof gerufen. Aber Freiheit ist kein Freibrief für jeden Unsinn, sondern bedeutet Verantwortung. Die, Querdenker' verlangen Respekt und Toleranz-und verhöhnen zugleich beides. Wenn jemand für eine solche Vereinnahmung völlig ungeeignet ist, dann ist es Sophie Scholl."

Für die 2016 verstorbene liberale Politikerin Hildegard Hamm-Brücher wurde eine Forderung aus dem fünften Flugblatt der "Weißen Rose" zum Lebensmotto, erinnert sich Milstein: "Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit." Er sagt: "Wir verneigen uns vor den Männern und Frauen des Widerstandes, wir verehren Sophie Scholl, aber zugleich haben sich viele von uns unter diesem Mantel der Gleichgültigkeit eingerichtet. Die Zeiten sind nicht vergleichbar, aber einen klaren Geist und ein mitempfindendes Herz brauchen wir heute ebenso."

Eine von Sophie im Tagebuch und in ihren Briefen wiederholt variierte Maxime lautete: "Man sollte einen harten Geist und ein weiches Herz haben."Milstein sagt: "Neben dem klaren, nüchternen und analysierenden Verstand steht das tiefe Mitempfinden. Das hat nichts mit Sentimentalität zu tun. Sie hatte eine starke Verbindung zur Natur, zur gesamten Schöpfung. Dass unser Leben, unser Reden und Handeln, in dieser Verantwortung steht, ist von ihr zu lernen."

Noch einmal zurück in die Vormittagsstunden des 18. Februar 1943. Nachdem Sophie und Hans Scholl etliche Bögen der fünften Flugschrift gemeinsam mit 1500 Exemplaren des sechsten Flugblatts im Hauptgebäude der Münchner Universität verteilt hatten und Sophie eine Handvoll davon von der ersten Etage in den Lichthof geworfen hatte, wurden sie vom Hausschlosser mit der Bemerkung "Ich verhafte Sie!"gestellt und kurz darauf von Kriminalobersekretär Robert Mohr verhört.

Vier Tage darauf verurteilte Roland Freisler im Saal 216 des Münchner Justizpalastes Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst in einer durchgängig im Brüllton geführten Hauptverhandlung zum Tode. Meinem Großvater blieb wenigstens diese Form der Demütigung erspart: Per Weisung ernannte Volksgerichtshofpräsident Freisler für Hugo einen anderen Richter. In den Kulissen meiner Kindheitserinnerung traten Sophie und Hugo den Weg in die Hinrichtungszelle nacheinander an, auch wenn die Vollstreckung der Todesurteile in Wirklichkeit 502 Tage auseinanderlag. Sophies Scharfrichter war Johann Reichhart, der in Stadelheim die meisten Urteile vollzog. Mit hoher Wahrscheinlichkeit betätigte er Anfang Juli 1944 auch bei Hugo den Sperrhebel des Fallbeils; allein in Stadelheim wurde in diesem Jahr die Todesstrafe an 1188 Menschen vollstreckt. Der Geistliche Franz Alt, der die beiden Scholls und deren gemeinsamen Freund Probst zur Hinrichtung begleitet hatte, berichtete 1946 von "Großschlachttagen",bei denen bis zu 18 Verurteilte guillotiniert worden seien.

"Laut Protokoll war die Verurteilte ruhig und gefasst",notiert Maren Gottschalk in ihrer Biografie. "Es ist 17 Uhr",schreibt Barbara Beuys: "Nach sechs Sekunden hatte Sophie Scholl es hinter sich."Um 18 Uhr 50 sandte der Oberreichsanwalt ein Telegramm nach Berlin: "Heute ohne Zwischenfall verlaufen."Robert M. Zoske zitiert aus den "Münchner Neuesten Nachrichten": "Angesichts des heroischen Kampfes des deutschen Volkes verdienen derartige verworfene Subjekte nichts anderes als den raschen und ehrlosen Tod."

Am 7. Juli 1944 richtete der damals 47-jährige Großvater in seiner Zelle letzte Zeilen an seine Familie: "Heute Abend 17 Uhr findet meine Hinrichtung statt. Was soll ich Euch also noch schreiben?"Der Hinrichtungsvorgang, notierten die Bürokraten des Mordens, dauerte "vom Verlassen der Zelle an gerechnet eine Minute und neun Sekunden, von der Übergabe an den Scharfrichter bis zum Fall des Beiles neun Sekunden".Anderntags erging die telegrafische Mitteilung nach Berlin: "Angelegenheit ohne Zwischenfall erledigt."

Literatur:


Maren Gottschalk: Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl. Eine Biografie. C. H. Beck 2020,347 S.,EUR 24,70

Barbara Beuys: Sophie Scholl. Biografie. Hanser 2010,493 S.,EUR 25,60

Werner Milstein: Einer muss doch anfangen! Das Leben der Sophie Scholl. Gütersloher Verlagshaus 2021,207 S.,EUR 15,50

Robert M. Zoske: Sophie Scholl: Es reut mich nichts. Porträt einer Widerständigen. Propyläen 2020,448 S.,EUR 24,70

profil-Redakteur Wolfgang Paterno fand die Schauspielerin Julia Jentsch als Sophie Scholl in "Die letzten Tage" großartig, Händl Klaus als NS-Schergen Lohner vielleicht eine Spur zu filmschurkisch. Im Vorjahr erschien im Innsbrucker Haymon Verlag das Buch "So ich noch lebe ", Paternos Annäherung an seinen Großvater.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.