Olivia Rodrigo: Wo ist mein Traum?
„I'm so sick of 17 / Where's my fucking teenage dream?“, singt Olivia Rodrigo im Eröffnungsstück ihres Debütalbums und spiegelt so die teenage angst ihrer Generation. Der Song heißt folgerichtig „brutal“, man hört Gitarren, eine trotzig-wütende Stimme, die Aufbruchstimmung der vermeintlich verlorenen Corona-Generation zwischen Unsicherheit, falschen Erwartungshaltungen („If someone tells me one more time ‚Enjoy your youth', I'm gonna cry“) und dem Wunsch, nur zu verschwinden.
Bereits im Jänner dieses Jahres hat der ehemalige Disney-Serien-Star („High School Musical“) mit der Single „Driver's License“ den ersten Post-Covid-Welthit geschrieben. In dem sozialen Netzwerk TikTok, wo heute Popstars gemacht werden, ging die Break-Up-Ballade viral, es folgten die Streaming-Charts, Superstar Taylor Swift gratulierte. In dem Track singt die heute 18-jährige Kalifornierin über Liebeskummer in den US-amerikanischen Suburbs, es geht um den Ex und seine Neue („She's everything I'm insecure about“) und die große Frage, was aus den gemeinsamen Träumen wurde.
„Sour“, dieses unwiderstehliche Popalbum einer neuen Identifikationsfigur (soeben erschienen bei Universal), changiert nonchalant zwischen Indie und Mainstream, vergisst dabei aber nicht auf die sehr gegenwärtige Message: Du kannst alles erreichen und erleben, aber es ist auch okay, wenn du dich nur in deinem Kinderzimmer verkriechen willst („hope ur ok“). Die Jugend mag – im Sinne eines fortschreitenden Orientierungsverlusts – lost erscheinen, verloren ist sie noch lange nicht.
Auf Spotify finden Sie die "Aufgedreht"-Playlist von Lena Leibetseder und Philip Dulle. Jeden Freitag neu.