"Spider Man" neu im Kino: Im Strampelanzug
Als Peter Parker, der Junge hinter der Spinnenmaske, 2016 in "The Avengers: Civil War" ins Team der Marvel-Kinotruppe aufgenommen wurde, stellte sich sein Mentor die Frage, wie man den Teenager (Tom Holland) denn nennen solle: Spiderling? Crimefighting Spider?
Spider-Boy im roten Onesie, dem Strampelanzug für Große? Die Namensfindung ist kein Thema mehr, aber wohl noch eines für Peter Parker. Denn alles dreht sich in seiner Welt um Anerkennung, es sind die Entwicklungsaufgaben der Jugend, vor denen er steht, in übermenschlichen Dimensionen. Nach dem reizvollen Reboot der Serie durch Sam Raimi 2002 (mit Tobey Maguire und Kirsten Dunst), der die Figur einfühlsam im Teenageruniversum verortete, quälte uns zuletzt der rehäugige Andrew Garfield in zwei fantasielosen Reprisen.
YouTube-Blog, Actiongewitter, romantische Komödie
Auch der Takt, in dem "Spider-Man"-Filme seither ins Kino kamen, schürt keine Neugier mehr. Doch Jon Watts' "Spider-Man: Homecoming" ist mit seinem fröhlichen Formenmix aus YouTube-Blog, Actiongewitter und romantischer Komödie überraschend unterhaltsam und originell: So kehrt der Film ins fein gezeichnete Highschool-Universum in Queens zurück, und macht sich dort mit hochkarätiger Schauspielermannschaft (neben Holland u. a. Marisa Tomei, Michael Keaton und Robert Downey Jr.) an die selbstironische Re-Inszenierung juveniler Allmachtsfantasien. Auch die Frage nach dem Dress-up stellt sich dabei noch einmal sehr konkret. Die Zuschauer erinnert das alles daran, dass dieser Film Teil einer längeren, auch Play-Station-gerechten Verwertungskette ist. Disney hat sich 2009 zwar die Comic-Manufaktur Marvel für vier Milliarden Dollar einverleibt, die Filmrechte an der Spider-Man-Figur liegen jedoch seit 1999 bei Columbia/Sony. Das jüngste "Spider-Man"-Epos feiert also auch die Rückkehr eines Assets ins Marvel-Portfolio, als knallige Leihgabe unter Fremdkontrolle. Fortsetzung folgt.