Staatsoper: Jonas Kaufmanns in "Peter Grimes"
Die Premieren an der von der Pandemie massiv geschüttelten Wiener Staatsoper sind in der zweiten Spielzeit von Direktor Bogdan Roščić wieder auf das Normalmaß von fünf zurückgegangen. Das Repertoire wird mit Neuinszenierungen aufgemöbelt. "Der Barbier von Sevilla" in der hektisch-bunten Leerlauflesart von Herbert Fritsch konnte allerdings so wenig überzeugen wie der fade "Don Giovanni" von Barrie Kosky in einer schwarzen Steinwüstenei als Einheitsbühnenbild. Es folgen noch "Wozzeck" in einer zeitgenössischen Lesart von Simon Stone, Calixto Bieitos "Tristan und Isolde"-Version sowie als Fortsetzung des Monteverdi-Zyklus "L'Orfeo" in der Regie des Briten Tom Morris.
Wirklich spannend für die internationale Sängerstargemeinde aber ist die ungewöhnliche Wiederaufnahme von "Peter Grimes" in der praktikablen Inszenierung von Christine Mielitz. In der 42. Vorstellung der Staatsopern-Erstaufführung von 1996 werden nämlich am 26. Jänner zwei Superstars ihre Rollendebüts geben.
Tenorissimo Jonas Kaufmann, der im vergangenen Sommer erstmals als Tristan an der Bayerischen Staatoper zu hören war, singt nun die Titelrolle in der erfolgreichen britischen Oper. Benjamin Britten hatte sie 1945 seinem Lebensgefährten Peter Pears auf den Leib geschrieben, seither haben sich ihr viele große Charakterdarsteller gewidmet. Es ist zudem die erste englische Partie Kaufmanns. Die Lehrerin Ellen Orford, die den von der Dorfgemeinschaft ausgestoßenen Fischer nicht retten kann, verkörpert die gefeierte Norwegerin Lise Davidsen. Als berühmter Dritter ist zudem der Pracht-Bassbariton Bryn Terfel als Captain Balstrode in den fünf Vorstellungen dabei.