"Star Wars – Die letzten Jedi": Jedi, wie er will
Schlechte Lehrer können jedes Bildungssystem ruinieren. Üblicherweise geht es dabei wenigstens nicht ums ganz große Ganze, also um Frieden, Freiheit und Föderalismus im bekannten Universum. Insofern erscheint es verständlich, dass Luke Skywalker (Mark Hamill), der als Jedi-Ritter ziemlich gute, als Jedi-Lehrmeister aber ganz üble Referenzen mitbringt, sich weiteren Auszubildenden beharrlich verweigert. Er ist, was die Bewahrung des Guten an und für sich betrifft, pädagogisch einfach zu stark vorbelastet.
Über weite Strecken handelt der achte Teil der „Star Wars“-Reihe, der auf Englisch „The Last Jedi“ und auf Deutsch leider weniger uneindeutig „Die letzten Jedi“ heißt, von Skywalkers Entscheidungsschwäche in dieser und einer weiteren uralten Frage: Gibt es ein Gutes im Bösen (oder umgekehrt), und kann man sich eigentlich selbst aussuchen, auf welcher Seite man landet? Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson findet auf beide Fragen interessante Antworten, ohne groß zu überfordern (mit Ausnahme vielleicht von Familie Skywalker). „Die letzten Jedi“ lassen sich auch von weniger gut eingearbeiteten Zusehern mit Gewinn verfolgen; anders als J. J. Abrams, der die neue Trilogie mit „Das Erwachen der Macht“ routiniert in Schwung gebracht, dabei aber doch ein bisschen tief im Star-Wars-Baukasten gegraben hat, gelingt Johnson die Balance zwischen Alt und Neu, Anspielung und Erweiterung, inside joke und outer rim ganz hervorragend.
Nach Plan A und Schema F
Die üblichen Archetypen eines Star-Wars-Films werden brav verarbeitet, es treten auf: gebärmutterartige Höhlen, schwer deformierte Vaterfiguren, insgesamt sehr unklare Familienverhältnisse, löchrige Planeten, putzige Tierchen, zwitschernde X-Fighter zwischen gigantischen Sternenzerstörern. Dazwischen findet Johnson aber genügend Raum für neuen Esprit: Die gute alte Star-Wars-Kantine kehrt als außerirdisches Oligarchen-Las-Vegas wieder, Benicio Del Toro gibt einen würdigen, leider etwas unterentwickelten Pseudo-Han-Solo, Adam Driver interessiert als Kylo Ren mehr als jeder Vader und die im Vorjahr verstorbene Carrie Fisher brilliert in der Figur der Generalin (vormals: Prinzessin) Leia noch einmal als eine Art heilige Hillary. Dramaturgisch funktioniert „Die letzten Jedi“ natürlich nach Plan A und Schema F: Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Zwischen überlasteten Schutzschilden, Selbstfindungstrips und interplanetarisch verworrenen Erzählsträngen wird aber stets die Spannung gehalten und zu jedem Element mindestens eine neue Idee entwickelt. Nicht zuletzt findet der Film die mit Abstand schönsten Bilder der ganzen Reihe: blutrotes Ballett, grüner Sturm, schwarze Unendlichkeit – so sehen Träume aus.