Stefan Ruzowitzkys „Die Hölle“: Alte Mode
Lächeln ist nicht ihre Spezialität: Die kampfsporterprobte junge Taxifahrerin Özge, gespielt von Violetta Schurawlow, einer in Usbekistan geborenen Deutschen, geht mit Dauermissstimmung durch die Welt und diesen Film. Eines Abends wird sie Zeugin eines brutalen Mordes – und fortan zur Zielscheibe des Täters. Stefan Ruzowitzky, 55, seit 2008 Oscar-Preisträger (für seinen Film „Die Fälscher“), kehrt mit seinem zehnten Film zum Genre-Kino zurück. Sein zur Sicherheit gleich doppelt abgründig betitelter neuer Schocker „Die Hölle – Inferno“ hat dem österreichischen Kino mit Schurawlow immerhin ein neues Gesicht und eine erstaunlich hartgesottene Protagonistin zu bieten. Der Rest ist allerdings Routine, alte Action-Mode mit Retro-Appeal und Wien-Tourismus-Effekt: analoge Auto-Crash-Verfolgungsjagden an Sightseeing-Highlights, sadistische Splatter-Versatzstücke mit geschlitzten Kehlen und traktierten Frauenkörpern, ein paar milde Zitate aus „French Connection“ und „Taxi Driver“ und viel Spannungsbemühen mit Paranoia-Steigerung und Illustrationsmusik.
Eine Handvoll gesellschaftlicher Reizthemen nimmt Ruzowitzky unterwegs dennoch gerne mit: Der Killer ist ein muslimischer Irrer, der nach Koran-Maßgabe mordet; Wiens türkische Community hat ein Patriarchatsproblem; und der ermittelnde Polizist (Tobias Moretti) ist ein rassistischer Misanthrop, der am Ende aber natürlich doch das Herz am rechten Fleck hat, sich aufopferungsvoll um seinen demenzkranken Vater (Friedrich von Thun) kümmert und für die bedrohte Schöne auf die Barrikaden geht.