Stephan Stanzel: Was ich vom Leben gelernt habe
Nichts ist leicht im Leben. Vor allem auf Tour wird einem nichts geschenkt. Das Songschreiben ist für mich eine Form der Therapie. Es gibt Tage und Wochen, in denen musikalisch nichts weitergeht. Das macht mich sehr unruhig. Die Band ist der Rückhalt, der mich durch diese Phasen bringt. Man arbeitet mit Menschen zusammen, lernt neue Leute kennen und kommt viel herum.
Manchmal schadet es nicht, eine richtige Egosau zu sein. Es macht mir nichts aus, alleine auf der Bühne zu stehen. Spätestens nach der ersten Nummer macht es Spaß, dann habe ich alles um mich herum vergessen. Wenn ich ohne Band spiele, variiert auch die Intensität der Stücke. Dann muss ich mich nicht mehr an das musikalische Grundgerüst der Band halten. Wenn ich allein toure, bleibt finanziell auch mehr übrig.
Man muss ein Konzert auch abbrechen können, wenn die Abneigung im Publikum zu groß wird. Als Musiker musst du wissen, wie weit du gehen willst. Natürlich fällt man hin und wieder auf die Schnauze, wenn man als weltoffener Mensch durchs Leben geht. Neue Eindrücke tun aber immer gut.
Wut, Trauer, Freude – mit der Gitarre kann ich alles besser verarbeiten. Die erste Gitarre hab ich von meinem Vater mit 15 Jahren bekommen. Ich wollte nur vor den Mädels in der Schule angeben. Später wurde Musik meine Art der Ausdrucksmöglichkeit. Ich kann einfach nicht gut malen und Bücher zu schreiben scheint mir zu langwierig. Letztens habe ich mich an meinem ersten Gedicht versucht. Es ist ganz gut geworden.
Nach Bestätigung suche ich nicht. Dafür bin ich schon zu lange am Bau. Heute ist weniger Sturm und Drang, dafür mehr Genuss. Wenn wir vor 150 Leuten in einem kleinen Club spielen, reicht mir das vollkommen.