Popstar Dua Lipa: Tanz die Politik
Sie singt von Trennungen, Empowerment und dem Gefühl, sich in der eigenen Haut wohl zu fühlen: In der Lesart ihrer Fans sind die Lyrics von Popstar Dua Lipa Manifeste für LGBTIQ+-Rechte und Hymnen gegen das Patriarchat. Aber eine Protestsängerin war die 26-Jährige bisher nicht. Die Londonerin, deren Eltern aus Kosovo-Albanien geflohen sind, mag Disco-Synthies und Achtziger-Aerobic-Ästhetik; ihre Konzerte sind Feiern der Inklusion, sogenannte Safe spaces, in denen sich auch Minderheiten frei fühlen können – so zuletzt am Sunny Hill Festival im Kosovo. Das größte Festival des Balkans wird von Dua Lipa und ihrem Vater organisiert. Erklärtes Ziel: Imageaufbesserung. Denn das Bild des Kosovo sei, so Vater Dukagjin Lipa, seines Zeichens Rockstar, geprägt vom Kosovo-Krieg und der Flüchtlingskrise.
Hier ist Dua Lipa plötzlich diplomatische Playerin in der osteuropäischen Politik – und realpolitisch relevant: Von Präsidentin Vjosa Osmani-Sadriu wurde ihr der Titel „Ehrenbotschafterin der Republik Kosovo“ verliehen. „Die Jugend des Kosovo verdient das Recht auf Visa-Liberalisierung, Reisefreiheit und große Träume“, schrieb die Sängerin dazu. Zwar gehört politisches Engagement in der Popkultur zum guten Ton, aber dass sich eine der größten Entertainerinnen ganz konkret in der Balkanpolitik verortet, ist doch ungewöhnlich. Wie Lipa diese neue Repräsentationsaufgabe angehen wird, ist noch nicht ganz klar, sie zeigt aber, dass Tanzerfahrung auch auf dem politischen Parkett von Vorteil ist. Wir notieren: Ein Discopop-Protestsong wäre ein schöner Genre-Bruch.