Paradiesvogel und Eklektiker: Prince ist tot (1958-2016)
Der US-Sänger und Komponist Prince ist tot. Prince Rogers Nelson ist am Donnerstag im Alter von 57 Jahren gestorben.
Vergangene Woche wurde der Popstar auf dem Rückweg von einem Konzert in Atlanta angeblich wegen einer Grippe in einem Krankenhaus in Illinois behandelt. Ein Konzert sagte er ab. Wenige Tage später stand er aber wieder auf der Bühne. Prince wurde nach Angaben der Polizei tot in seinem Anwesen in Carver County im US-Bundesstaat Minnesota aufgefunden.
Prince hinterlässt nach seinem überraschenden Tod ein Werk von mehreren hundert eigenen Songs und etlichen, die er für Kollegen schrieb und arrangierte; Dazu seine Homebase Paisley Park in seiner Heimatstadt Minneapolis.
Paradiesvogel
Es war wie seinerzeit in den Sixties, als man klar Farbe bekennen musste: Beatles oder Stones. Zwanzig Jahre später lautete die Gretchenfrage: Jacko oder Prince? Natürlich votierte die musikalisch korrekte Fraktion einhellig für Prince, den Paradiesvogel und Eklektiker - das Kunst- und Hypeprodukt Michael Jackson hatte schon damals ein krasses Imageproblem.
Königsthron
Prince hat die Popwelt jahrelang unerbittlich in Atem gehalten: zunächst als vielversprechender Debütant, der es 1978 geschafft hatte, dem Plattengiganten Warner einen Vertrag über eine Million Dollar abzuluchsen und dabei die volle künstlerische Autonomie zu behalten; in den frühen achtziger Jahren als dirty young man, der seine sexuellen Obsessionen schamlos auf Vinyl preßte ("Controversy", "Dirty Mind"); schließlich als hyperaktiver Pop-Proteus, der mit "1999" und vor allem mit "Purple Rain" Michael Jackson vorübergehend den Königsthron streitig machte und danach in rascher Folge Geniestreiche nur so aus dem Ärmel schüttelte.
Mit "Sign O' The Times" erklomm Prince 1987 den kreativen Zenit: ein Album, das die Grenzen zwischen den konventionellen Kategorien - Black, White, Funk, Rock, Soul, Rhythm & Blues, Hiphop, Jazz - mit genialischer Nonchalance und visionärer Musikalität verwischte und den Eklektizismus im Mainstream-Pop etablierte.
TAFKAP
In den letzten Jahren frönte der Popeklektiker seinem ausufernden Schaffensdrang (über 30 Studioalben) unter Ausschluss einer breiteren Öffentlichkeit. Das lag auch daran, dass es Prince spätestens seit seinem Bruch mit der Plattenfirma Warner Music Anfang der 1990er-Jahre genau darauf abgesehen hatte. Aus Protest gegen die "Versklavung durch die Musikindustrie legte er seinen Namen ab, reduzierte sich auf ein androgynes Symbol (die etwas holprige Bezeichnung "The Artist Formerly Known As Prince war die Folge), bis er sich schließlich doch wieder Prince nannte.
Nach dem Tod von Michael Jackson und David Bowie war Prince vielleicht das letzte Chamäleon des Pop.