Biennale Venedig

Tanzen gegen Putin: Anna Jermolaewa bespielt Österreichs Biennale-Pavillon

Im Austro-Pavillon der Biennale lässt die exilrussische Künstlerin Anna Jermolaewa Revolutionsblumen blühen – und Oppositionsballett tanzen.

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Spielarten des Widerstands werden ganz hinten in den Giardini, wo Österreichs Pavillon thront, von einer Künstlerin orchestriert, die par excellence die Biografie einer „Fremden“ im Sinne des diesjährigen Biennale-Mottos aufweist. Die im sowjetischen Leningrad geborene Anna Jermolaewa, 54, hat den Austro-Pavillon heuer gemeinsam mit der Kuratorin Gabriele Spindler konzipiert. Aus fünf Installationen, je einer für die vier Räume sowie den Innenhof des Pavillons, besteht Jermolaewas Biennale-Arbeit.

Das 150-minütige Video „Rehearsals for Swan Lake“, das sie zusammen mit der ukrainischen Balletttänzerin und Choreografin Oksana Serheieva entwickelt hat (es wird ab 8. Mai übrigens, in Kooperation mit Phileas, auch in Wien gezeigt werden), basiert auf einer Jugenderinnerung der Künstlerin: Immer wenn es zu Machtwechseln, Störfällen oder anderen aus Regierungssicht unliebsamen Ereignissen kam, lief im sowjetischen Fernsehen, gewissermaßen zur Volksberuhigung, „Schwanensee“, das berühmte Epos Tschaikowskis, oft sogar tagelang. Jermolaewa benutzt dieses Ballett nun dezidiert subversiv: Bei ihr proben die Tänzerinnen für die Feierlichkeiten anlässlich der ersehnten Abdankung Putins. Serheieva wird das Video während der gesamten Laufzeit der Biennale (sie ist bis 24. November zu besuchen) mit sporadischen Live-Performances begleiten.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.