Empowerment-Ikonen Adele und Taylor Swift: Wir sind hier
Selbstermächtigung im Popgeschäft heißt: einen Song mit zehn Minuten Länge zu veröffentlichen, weil man als Künstlerin viel besser als die Plattenfirma weiß, wann die Geschichte auserzählt ist – gängigen Verkaufs- und Streaming-Standards zum Trotz. Aus der Single „All Too Well“, die US-Superstar Taylor Swift erstmals 2012 veröffentlicht hat, wird nun ein Liebes- und Trennungsdrama von fast epischer Länge. Die Wiederveröffentlichung des Albums „Red (Taylor’s Version)“ spielt zudem, in typischer Swift-Manier, auf eine tatsächliche verflossene Liebe an, konkret die zu Schauspieler Jake Gyllenhaal. Die 31-jährige Allrounderin hat diese einstige Beziehung gleich noch in einen sehenswerten Kurzfilm gegossen – und fungiert als Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin. In Swifts Fall ist das nicht der erste Befreiungsschlag.
Aus rechtlichen und finanziellen Gründen hat sie das Projekt ins Auge gefasst, sechs ihrer alten Longplayer einfach erneut einzuspielen, ihre Hits um Nuancen zu ändern; dabei entdeckte sie Demos im Archiv, kollaborierte mit Indie-Liebling Phoebe Bridgers und erzählte ihren Fans (Stichwort: Empowerment), wie man trotz holpriger Coming-of-Age-Geschichte den Blick wieder Richtung Zukunft richtet.
Dieses Motto hat sich auch die britische Sängerin Adele, 33, für ihr heiß ersehntes viertes Album „30“ auferlegt. Gebeutelt von Scheidung und Kindererziehung singt sich die Balladen-Königin auf ihrem Comeback frei von allem Herzeleid, richtet ihre Stimme lieber direkt an ihren kleinen Sohn und erklärt ihm (und uns), wie das mit der Unerträglichkeit des Seins im Jahr 2021 so ist. Lebensnähere Superstars kann man sich als Hörerin und Hörer gar nicht wünschen.
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