Interview

„Schön, reich und berühmt, das ist mir Gott sei Dank gelungen. Können wir uns darauf verständigen?“

Hape Kerkeling ist Sänger, TV-Entertainer, Bestsellerautor, Schauspieler und Komiker. In seinem neuen Buch macht er sich auf die Suche nach seinen Ahnen. Ein Gespräch über tumbe Bauernlümmel und die Liebe auf den ersten Blick.

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Herr Kerkeling, darf man Sie neuerdings „Hochwohlgeboren“ nennen?

Kerkeling

Das kann man durchaus! Man darf mich sogar „Illustrer“ rufen, weil der spanische König mich zum Komtur ernannt hat. Ich bin Träger des Komturkreuzes! Illustrer oder Hochwohlgeboren – kommt am Ende ohnehin aufs Gleiche hinaus.

In Ihrem neuen Buch „Gebt mir etwas Zeit“ verweben Sie lustvoll eigene Erinnerungen mit Ahnenforschung. Unter anderem haben Sie herausgefunden, dass Sie auf Platz 111 der britischen Thronfolge stehen …

Kerkeling

… was sehr enttäuschend ist.

Die deutsche Boulevardzeitung „Bild“ dürfte bald titeln „Kann Kerkeling König?“

Kerkeling

Die Frage bleibt im Buch unbeantwortet. Der „Bild“ gegenüber würde ich sagen: „Selbstverständlich kann ich König!“ Da Sie aus dem neutralen Österreich kommen, will ich Ihnen aber die Wahrheit verraten: Nein, das könnte ich nicht. Das kann nur einer.

Ein weiteres Ergebnis Ihrer genetischen Ahnenforschung ist die Zahl von über 4000 entfernten DNA-Verwandten. Ein imaginäres Treffen der Großsippe Kerkeling stelle ich mir überaus lebhaft vor.

Kerkeling

Es wäre eine ganz schön bunte Truppe! Ich schätze, es wären 1000 Personen im Saal, die direkt mit den Kerkelings verwandt sind. Die restlichen 3000 Verwandten wären den jeweiligen Großeltern zuzuordnen. Wie gerne würde ich den Variantenreichtum der versammelten Verwandtschaft sehen! Es können ja nicht alle so tumbe Bauernlümmel wie ich sein. Da muss einfach der eine oder andere helle Kopf dabei sein, hoffe ich zumindest.

Der Religionsreformer Martin Luther säße beispielsweise mit am Tisch, wie Sie für „Gebt mir etwas Zeit“ herausgefunden haben.

Kerkeling

Herr Luther ist auf der Seite meines Großvaters mütterlicherseits mein direkter Vorfahre – ich wiederum bin einer der 50.000 direkten Nachfahren Luthers. Das habe aber nicht ich herausgefunden, sondern die Lutheriden-Vereinigung, welche die Nachkommen Luthers erforscht. Nachdem Professor Alt, einer der Vorstände, mich darüber in Kenntnis gesetzt hatte, war er enttäuscht darüber, dass ich nicht in einen Freudentaumel ausgebrochen bin, als hätte ich einen Sechser im Lotto gewonnen, sondern schlicht entgegnete: „Was, mit Luther?“ Bei Luthers vielen Kindern und Kindeskindern ist das nichts Außergewöhnliches.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.