US-Serie „The Bear“: Yes, Chef!
Die alte Binsenweisheit, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird, trifft auf alle möglichen Lebenslagen zu, aber mit Sicherheit nicht auf „The Bear“, die wohl wichtigste TV-Serie des Jahres. Denn der Streaming-Hit (acht Folgen gibt es bei Disney+) zeigt, dass sich das Leben, die Familie und die große Sinnfrage in diesem Krisenjahr 2022 am besten anhand eines Beef-Sandwiches erklären lassen.
Im Zentrum des Küchen-Kammerspiels steht Carmen „Carmy“ Berzatto (großartig: Jeremy Allen White, bekannt aus der US-Serie „Shameless“), ein begnadeter Sternekoch aus New York, der nach dem Suizid seines Bruders dessen Imbissbude in Chicago übernehmen muss. Und wie lenkt man sich von den eigenen Traumata am besten ab? Richtig, man kümmert sich um die Menschen, die noch da sind, formt aus Einzelkämpfern ein Team und versucht, die Geldsorgen des Ladens zu lösen. Zwar sind Koch- und Küchen-Formate (nach dem Werk des früh verstorbenen Anthony Bourdain oder der stilprägenden Netflix-Dokuserie „Chef’s Table“) längst kein popkulturelles Neuland mehr, dennoch kann man sich nicht sattsehen (und satthören) an all diesen intensiven Menschen, die mit ihren Messern, Händen und Sprüchen („Yes, Chef!“) nicht nur Fleisch und Gemüse, sondern gleich das ganze Leben in Form bringen.
„The Bear“ begreift das Leben (wie auch seine Charaktere) als einzigen großen Widerspruch – und schöpft gerade daraus neue Hoffnung. Es geht hier, in dieser Küche am Rande von Chicago, diesem Tor zur Welt, um alles und nichts. Vielleicht ist so ein Sandwich nur ein schneller Imbiss zwischen zwei Meetings, vielleicht aber auch die Antwort auf alle Fragen.
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