Der Viennale-Trailer 2017

"Hans": Der Viennale-Trailer 2017

Abel Ferraras höchst feierliche Hommage an Hans Hurch.

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Den kleinen Kunstfilm, mit dem die Viennale heuer für ihren Betrieb wirbt, umgibt die Aura des Besonderen - und eine dicke Schicht Pathos. Das liegt schon daran, dass die Entstehung dieses Trailers untrennbar mit der letzten beruflichen Aktivität im Leben des am 23. Juli in Rom verstorbenen Festivaldirektors Hans Hurch verbunden ist: Noch am Tag vor seinem Ableben traf Hurch den Regisseur Abel Ferrara, 66, in der italienischen Hauptstadt, um die verabredete Arbeit daran voranzutreiben.

Dämmerstunde

Welche Idee Ferrara für den zu gestaltenden Trailer auch immer hatte: Der Film, der ab Freitag dieser Woche in Österreichs Arthouse-Kinos die - am 19. Oktober eröffnende - Viennale 2017 ankündigen wird, hat damit nichts mehr zu tun. Er ist überschattet vom Tod Hurchs; Ferrara nennt seinen 87 Sekunden kurzen Film schlicht "Hans“ - und legt ihn als Elegie an: Auf eine Stimmungsbild der römischen Dämmerstunde folgt ein melancholisch gesetztes Foto des Direktors, dem elektronisch manipulierte Kinderstimmen "Hans!“ zuzurufen scheinen.

In sanfter Überblendung: ein Vogelschwarm, Fotos der Hurch-Idole Bob Dylan und John Ford sowie ein Bild von Ferraras strahlender Frau Christina, zu Gast bei der Viennale 2014; ein junger Rapper murmelt kaum hörbar seinen Text, am Ende noch einmal das Hurch-Porträt, seitenverkehrt vor bedecktem Abendhimmel. So würdigt Abel Ferrara Hurch als "konsequenten Kämpfer für das ewige Kino“, wie der Regisseur es in einer E-Mail formuliert hat. Ob Hans Hurch diese unverhohlene Mythologisierung seiner eigenen Person goutiert hätte? Man weiß es nicht. Ferrara hat jedenfalls den sonderbarsten Trailer produziert, den die Viennale je hatte.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.