Interview

„Wie schnarcht und furzt Donald Trump?“

Die Südtiroler Autorin Elsbeth Wallnöfer umkreist in ihrem neuen Buch den umstrittenen Begriff des „Volkskanzlers“. Ein Gespräch über Machträusche und nackte Kaiser.

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Elsbeth Wallnöfer, 1963 in Südtirol geboren, lebt und arbeitet in ihrer Wiener Wohnung, von viel Historie umgeben: Auf dem Boden liegt ein Teppich, auf dem Panzer und Hubschrauber zu sehen sind; im Regal thront eine Motorsäge, ein Teller mit „Palast der Republik“-Inschrift auf dem Tisch. Der Teppich datiert aus der Zeit des russischen Krieges in Afghanistan (deshalb die speziell eingeknüpfte Hubschrauber-Type auf dem Läufer); das urtümlich anmutende Schneidewerkzeug ist eine Bastelarbeit ihres Vaters, der aus einem Waschmaschinenmotor eine Kettensäge fertigte; der „Republik“-Teller erinnert an die untergegangene DDR. Den Themen in ihren Büchern – siehe „Heimat – ein Vorschlag zur Güte“ (2019) oder „How to wear a Dirndl – (K)eine Gebrauchsanleitung“ (2024) – nähert sich Wallnöfer in ebensolcher perspektivischen Offenheit und Neugier und öffnet damit verlässlich neue Echo- und Nachdenkräume. In „Politik der Verführung. Von ,Volkskanzlern‘ und politischen Illusionen“, ihrem jüngsten Buch, geht Wallnöfer einer aktuellen Gefühls- und Gefahrenlage auf den Grund. Kater Rudi lauscht den Ausführungen der Autorin, ohne mit der Wimper zu zucken.

Frau Wallnöfer, hierzulande wird es in absehbarer Zeit wohl keinen selbst ernannten „Volkskanzler“ geben. Sollte man Ihr Buch dennoch lesen?

Elsbeth Wallnöfer

Natürlich. Nur weil Koalitionen und Regierungsverhandlungen geplatzt sind, heißt das noch lange nicht, dass sich damit die Idee und Ideologie der Volkskanzlerschaft aufgelöst hätten, im Gegenteil. Es besteht die Gefahr, dass die FPÖ sich aufmunitioniert und noch stärker wird. Zudem verfügt die Welt bekanntlich über andere ambitionierte „Volkskanzler“ – siehe US-Präsident Donald Trump, Giorgia Meloni in Italien, Viktor Orbán in Ungarn.

Ihrem Buch geben Sie als Motto ein Dante-Zitat mit auf den Weg: „Lasst alle Hoffnung fahren, ihr, die ihr hier eintretet.“ Ist es tatsächlich so schlimm?

Wallnöfer

Wenn man sich des Themas Volkskanzlerschaft intensiv annimmt, kommt die Arbeit daran durchaus einer Höllenfahrt gleich. Der anthropologische Blick auf das, was im Menschen möglich ist, was der Mensch ermöglicht, lässt einen zwangsläufig an Dantes Zitat denken. Es wird uns nichts erspart: Wir kommen aus dieser Hölle, sind selber diese Hölle. Die aktuelle politische Situation ist so erschreckend wie beängstigend.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.