Pop

Vorbotin der Klangzukunft: Die emotionalen Pop-Experimente der Saya Gray

Die kanadische Pop-Grenzgängerin überführt auf ihrem neuen Album jede Menge Herzschmerz in eine berückende Collage aus R’n’B, Folk und Electronica.

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Frühlingsgefühle? Bitte nicht. Die Welt da draußen mag noch so zart und zauberhaft aus ihrem langen Dämmerzustand erwachen, Aufbrüche, womöglich sogar amouröser Natur, in Aussicht stellen – der Singer-Songwriterin und Multiinstrumentalistin Saya Gray könnte all das kaum weniger bedeuten. Das stellt sie schon im Auftakt ihres soeben erschienenen Albums „Saya“ klar: „This is why I don’t fall in love in springtime“, raunt sie mit müder Gewissheit – unzureichend verwischt sind noch die Spuren, die zu einem gebrochenen Herzen führen: „You woke up / Iwatched the seasons change“.

Mit ihrem Debütalbum – ihre bisherigen Songkollektionen wollte sie noch nicht so nennen – beansprucht Gray also eine Bastion jeder Musikerinnenkarriere für sich: die Trennungsplatte. Nach der „Auflösung einer problematischen Liebesbeziehung“ begab sich die Kanadierin dafür allein auf einen Roadtrip durch Japan, das Heimatland ihrer Mutter, die Gitarre auf dem Beifahrersitz des Autos – jederzeit bereit, bei akutem Inspirationsschub loszulegen. Ein Konzept, das gezielt an ihre große Landsfrau Joni Mitchell und deren Meisterwerk „Hejira“ anknüpft.

Der Geist traditioneller amerikanischer Musikästhetiken von Country bis Bluegrass weht spürbar durch „Saya“, manifestiert sich in Pedal-Steel- und Harfenklängen, die sich mit den Folkgitarren mischen, die man bereits von Grays „19 Masters“ und dem folgenden EP-Duo „Qwerty“ und „Qwerty II“ kennt.