Kulturpolitik

Vorhang zu? Steiermarks blau-schwarze Regierung gefährdet die Kultur des Landes

Kulturverdunkelung in der Steiermark: Die neue Landesregierung unter FPÖ-Führung scheint mit der Kunstfeindlichkeit Ernst zu machen. In der Szene regt sich Unmut.

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Zu behaupten, die steirische Kulturszene blicke sorgenvoll in die Zukunft, wäre eine gewagte Untertreibung. Als am vergangenen Mittwoch das – noch bis Sonntag laufende – Grazer Musik-, Kunst- und Diskursfestival Elevate mit der legendären US-Elektronikpionierin Suzanne Ciani eröffnet wurde, wurde seitens der Kulturschaffenden Kritik an der sich abzeichnenden „Vertrauenskrise“ zwischen Politik und Kunstszene laut – und auf der Bühne des Orpheum mit einiger Fassungslosigkeit auf die rezenten kulturpolitischen Disruptionen in der Steiermark reagiert.

Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) hatte, genau wie der Grazer Kulturstadtrat Günter Riegler, zwei Stunden vor der Eröffnung sein Kommen abgesagt. Er wäre wohl auch nicht allzu gern gesehen gewesen, hatte er doch das steirische Kulturkuratorium, das wesentliche kulturpolitische Funktionen in der Steiermark erfüllt und Empfehlungen zu jährlich rund 1000 Förderanträgen ausspricht, vor wenigen Tagen erst fundamental (und streng parteipolitisch) umgebaut, 13 der 15 Mitglieder vorzeitig und ohne Not ersetzt – dabei teils kaum satisfaktionsfähige Leute einberufen: Franz Koiner etwa, Marketingleiter des rechtsextremen Grazer Ares Verlags, soll ab sofort in jenem Gremium wirken.

Der Druck von weit rechts, den Mario Kunasek, Österreich einziger blauer Landeshauptmann, offenbar auszuüben versteht, ist jedenfalls spürbar: Nun werden massive Kultur-Budgetkürzungen umgesetzt werden und weitere befürchtet, zudem stehen ein „fataler Umbau“ der Branche und existenzbedrohende Einschnitte für Künstlerinnen und Künstler im Raum, wie eine Gruppe österreichischer Theaterintendant:innen – darunter die designierte Josefstadt-Direktorin Marie Rötzer, der Grazer Opernintendant Ulrich Lenz und der Salzburger Landestheraterchef Carl Philip von Maldeghem – am vergangenen Mittwoch in einem Statement wissen ließ; der steirische Rechtsruck bedrohe die kulturelle Vielfalt, die für ein demokratisches Zusammenleben unerlässlich sei, „langfristig“. 

Stefan Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.