Warnung vor den langen Nächten: erster Blick auf den Trailer zur kommenden Viennale
Aus einer einzigen Einstellung nur, zwei Minuten lang gehalten, ist dieser kurze Film gemacht: Er zeigt das Gesicht der portugiesischen Sängerin Elizabeth Pinard vor dämmrig-pulsierendem Wolkenhimmel, die da a cappella, mit dunkler Stimme, von der Melancholie und den gefährlich langen Winternächten singt. Als Werbefilm ist dieses sehr statische Werk ein Experiment, denn es dient als Trailer eines Filmfestivals: Die Viennale, die ab 19. Oktober zwölf Tage lang die Innenstadt bespielen wird, lässt ihre Ankündigungsfilme seit Jahrzehnten schon von renommierten internationalen Regiekräften wie Jean-Luc Godard, David Lynch, Agnès Varda oder Claire Denis realisieren – ohne jede Vorgabe.
Heuer machte sich der Portugiese Pedro Costa ans Werk. Die Misere der Verarmten und Entrechteten ist Costas Lebensthema. Der Regie-Dissident aus Lissabon, inzwischen 64, hat sich mit malerisch komponierten, asketisch erzählten Filmen wie „Das Blut“ (1989), „In Vandas Zimmer“ (2000) und „Vitalina Varela“ (2019) einen Namen gemacht. Pinard, die schon in Costas opernhaftem Mini-Musical „Töchter des Feuers“ dabei war, das unlängst in Cannes zur Weltpremiere kam, greift im Viennale-Trailer 2023 einen Text auf, den Bertolt Brecht 1939 für ein Lied Hanns Eislers geschrieben hat – „Über den Selbstmord“. Darin heißt es unter anderem: „Denn angesichts des Elends / Werfen die Menschen in einem Augenblick / Ihr unerträgliches Leben fort.“ Ab Donnerstag dieser Woche wird diese kurze Arbeit in ausgewählten Wiener Kinos zu sehen sein, hier kann man sie bereits jetzt abrufen.