Autor Thomas Brussig

Wenn die Musi spielt

Thomas Brussig erzählt von einer Ost-Berliner Band - und dem Lebensgefühl vor und nach dem Mauerfall.

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Wie absurd das Ende der DDR erscheinen kann, wenn man es subjektiv verarbeitet, bewies Thomas Brussig mit seinem Wenderoman "Helden wie wir" (1995), in dem der Ich-Erzähler Klaus Uhltzscht behauptete, die Berliner Mauer 1989 allein mit einer Erektion zu Fall gebracht zu haben; mit "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" (1999) glückte dem Autor, 1964 in Ost-Berlin geboren, ein weiterer Bestseller. In "Beste Absichten", seinem neuen Roman, bleibt Brussig seinem Thema - den Alltagserlebnissen aus der Wendezeit - wie seinem Schreiben schnörkelloser und anekdotischer Geschichten treu. Im Zentrum von "Beste Absichten" steht die fiktive ostdeutsche Band "Die Seuche" und deren Manager "Äppstiehn" - benannt nach Beatles-Promotor Brian Epstein. Während draußen alle Zeichen auf den Niedergang des DDR-Regimes deuten, probt die Combo in einem versifften Keller. Ihr Motto: Solange die Musik spielt, ist Politik egal. Äppstiehn gelingt zu Zeiten der anarchischen Umbruchsstimmung ein finanzieller Coup: Er kauft den DDR-Flüchtlingen vor der Prager Botschaft billig ihre Autos ab, um diese in Berlin zu verscherbeln. Die Mauer fällt, die Band schafft nie ihren Durchbruch, die Freunde verlieren sich aus den Augen. Einmal mehr gelingt es Brussig, das Lebensgefühl jener Tage einzufangen, als Fiktion und Wirklichkeit manchmal erstaunlich nah beieinander lagen.

Thomas Brussig: Beste Absichten. Fischer. 192 S., EUR 18,50

Karin   Cerny

Karin Cerny