Neueröffnung

Wien Museum: Glücklich die Stadt, die solch ein Stadtmuseum hat!

Nach jahrelanger Sanierung präsentiert sich das Wien Museum als ein neues Architekturprunkstück der Stadt.

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Glücklich die Stadt, die solch ein Stadtmuseum hat! Die ersten Überlegungen zu Umbau und Sanierung des Haupthauses des Wien Museums im Schatten von Johann Bernhard Fischer von Erlachs Barockkirche am Wiener Karlsplatz datieren ins Jahr 2003. Diesen Mittwoch eröffnete das Wien Museum als neuer urbaner Architekturmarkstein, und das buchstäblich: 6000 Kubikmeter Beton und 1150 Tonnen Stahlfachwerk wurden verbaut, um das nach einem Entwurf von Architekt Oswald.

Haerdtl 1959 errichtete Gebäude so sanft wie kantig zu ummanteln. Über dem Haerdtl-Bau scheint der Neubau mit zwei zusätzlichen Geschossen zu schweben, die Aussichtsplattform bietet fantastische Perspektiven auf den angrenzenden Barockbau und bezieht die Umgebung in parkähnlicher Form großzügig mit ein. Gut möglich, dass sich der Karlsplatz bereits im kommenden Sommer zur italienischen Piazza mausert.

XXL-Format auch im Inneren des Hauses: „Poldi“, ein meterlanger Bartenwal aus Holz und Kupferblech, das Relikt eines Prater-Wirtshauses, schwebt neben anderen Großobjekten (Kutsche! Waldheim-Pferd!) in der neuen Halle. Das neue Wien Museum will die Menschen Wiens in den Mittelpunkt rücken: Die Dauerausstellung „Wien. Meine Geschichte“ erzählt 3000 Jahre Stadtgeschichte am Beispiel von 1700 Objekten, ausgestellt auf 3300 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Eine wunderbare, maßlose Liebeserklärung an die Stadt und deren Bewohner.

Bei der Eröffnung des Museums ging alles in einem rauschenden Bravo auf. Matti Bunzl verschlug es nicht nur einmal die Sprache; erstaunlich auch, welch immer noch suprigere Superlative dem Direktor des Wien Museums bei der Eröffnungspressekonferenz einfielen.

Die Mühen der Museumsebenen werden folgen: Wie soll dieses exorbitant große Haus sinnvoll auf Dauer bespielt werden? Ist Wien als ohnehin museal eingetaktete Stadt bereit für neue urbane Geschichte- und Geschichtenkonzepte? Inwiefern sind die fortlaufenden Betriebskosten in Millionenhöhe gesichert? Früh genug werden auf diese Fragen schlüssige Antworten folgen müssen. Zunächst jedoch: Feierstunde! Wien hat das Museum bekommen, das es verdient. Alt-Wien ist wieder neu.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.