Die Bürgermeister-Partei mit selbst gewähltem Ewigkeitsanspruch erinnert stilsicher an das antike Griechenland. Der SPÖ-Slogan „Es geht um Wien“ ruft als fernes Echo den Endkampf um die Wurst in Homers „Odyssee“ wach. Es geht um etwas. Und sei’s die abgegriffene Kernbotschaft, dass es in Wahlkampfzeiten meist um vieles, eigentlich fast alles geht. Auf einem Sujet schreitet Bürgermeister Michael Ludwig, Lehrmeister der bisweilen sedierenden Politik, energetisch einen Arkadengang entlang. Ludwig im Sauseschritt. Kein Wunder, dass die Neos, seit November 2020 Koalitionspartner der SPÖ, das eigene Wirken auf den Werbebannern ebenfalls als Orgie des Positiven begreifen: „Ganz ehrlich“, verkünden die pinken Plakate. Das ist eine Aussage, die so abgeklopft, abgewogen, abgezirkelt klingt, dass sich niemand darüber aufregen kann. Ganz ehrlich: der Gipfel der Anbiederung.
Die Grünen wiederum schießen mit ihrer pötischen Pötik den Vogel ab. Mit „Ihr könnt ‚Klima‘ nicht mehr hören, wir die Vögel“ flüchtet die Partei in Polit-Surrealismus: Ein Vogel will auf Klima machen in dem grünen Walde. Fiderallala, fiderallala.
Hemdsärmelig legen es dagegen KPÖ und LINKS in der gemeinsamen Hoffnung an, in den kommenden Gemeinderat einzuziehen. Die Kommunistische Partei und das Linksbündnis versuchen es mit Jugendsprache und Fundi-Realismus: „Gönn dir“ beziehungsweise „Ludwig g’winnt eh“. Schwarzmalerei und pubertärer Starrsinn, nicht uncharmant in Stellung gebracht.
Die versammelte Restopposition schließlich öffnet die knarzenden Schubladen mit den defätistischen Standardsätzen, als müsste Wien sich in einem herbeigetexteten Überlebenskampf wähnen. Die Aussichten? Zappenduster. SPÖ-Operation? Misslungen. Patient: mausetot. Wien soll wieder „gesund“ gemacht werden, appelliert die Stadt-ÖVP: „Wien bleibt Wien“, zündet der schwarze Funke der Nichtvernunft. „Unser Wien retten“, lässt das Team HC Strache verkünden. Nur vor wem? Die FPÖ hat wie stets holpertatschiges Geifer-Gereime parat: „Fleißige Belohnen statt Asylmillionen“. Am 27. April finden die Wiener Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen statt. Sie haben die Wahl.