Wiener Festwochen 2019: Programm steht
Nur ein halbes Jahr blieb Christophe Slagmuylder, 52, um das Programm für die Wiener Festwochen zu stemmen, nachdem sein Vorgänger Tomas Zierhofer-Kin nach verheerenden Kritiken und schlechten Zahlen wohl nicht ganz freiwillig ausgeschieden war. Dem Zeitdruck zum Trotz wirkte der Belgier bei seiner ersten Wiener Programmpressekonferenz entspannt - und glänzte mit frisch gelerntem Deutsch. Slagmuylder hat keinen ganz leichten Job; er soll die vergraulten Stammgäste wieder an Bord holen, zugleich die Wünsche von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler erfüllen, der zufolge verstärkt die Bezirke Wiens bespielt werden sollen.
Keine klassische Oper
In seinem künstlerischen Bewegungsdrang ist der neue Chef seinem Vorgänger ähnlich, wenn nicht entschiedener: 27 Spielorte werden für 45 Produktionen zwischen 10. Mai und 16. Juni genutzt werden. Ein fünfeinhalbstündiger Theatermarathon in der Donaustadt mit zahlreichen Interventionen wird die Festwochen 2019 eröffnen. Deutschsprachiges Sprechtheater ist die Ausnahme (Ersan Mondtag, René Pollesch), klassische Oper findet man keine, dafür "alternative Formen von Oper", wie es Slagmuylder formulierte.
Der Schwerpunkt liegt auf Performance und Tanz, was allerdings zu Überschneidungen führen kann: Warum muss etwa Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker, die ohnehin jeden Sommer bei ImPulsTanz zu Gast ist, zugleich bei den Festwochen auftreten? Livemusik - vom heimischen Elektroniker Fennesz bis zum Liederabend "Suite n°3 Europe" - spielt im Slagmuylder-Programm eine große Rolle. In dem Solo "Mary Said What She Said" ist Filmstar Isabelle Huppert zu bewundern (eine der beiden Arbeiten, die von Zierhofer-Kins Planung übrig geblieben ist). Slagmuylder hat ein beeindruckend dichtes, herausforderndes Programm vorgelegt. Jetzt muss er nur noch zeigen, dass er viele Zuschauer dazu verführen kann, an die Wiener Peripherie zu pilgern.