Wild at Heart: Serie "Yellowjackets"
In den 1980er-Jahren bedeutete eine Rolle in einer TV-Serie einen Karriereknick. Mittlerweile ist es umgekehrt; innovativen Serien ist es zu verdanken, dass Schauspielerinnen, die ein wenig ins Abseits gerückt waren, nun große Comebacks feiern. Winona Ryder bewies in "Stranger Things", dass sie mehr als ein hübsches Gesicht ist, das die 1990er-Jahre geprägt hat, Gillian Anderson zeigte in "Sex Education" komödiantisches Talent. In serienaffinen Kreisen wird gerade heftig über "Yellowjackets", diskutiert, die erste Staffel ist derzeit auf Sky zu sehen. Der Plot: 1996 stürzt ein Highschool-Frauenfußballteam in Kanada ab. 19 Monate lang müssen die Mädchen neben zwei Burschen und einem Trainer in der Wildnis überleben.
Zwischen Thriller und Tiefgang
Es passieren unschöne Dinge, Kannibalismus wird angedeutet, Übernatürliches ist im Spiel. Der zweite Erzählstrang führt in die Gegenwart und zeigt, wie vier gerettete Frauen versuchen, ihre Traumata zu verdrängen. So spekulativ sich diese Geschichte anhören mag: "Yellowjackets" gelingt es, zwischen Thriller und Tiefgang eine feine Balance zu halten, was auch an der erstklassigen Besetzung liegt. Die erwachsenen Versionen der einst verwilderten Mädchen spielen Juliette Lewis als Ex-Junkie, Christina Ricci als abgründige Außenseiterin mit dicken Brillen und gefährlichen Gedanken, Tawny Cypress als Politikerin, die schlafwandelt - und nicht zuletzt die wunderbare Melanie Lynskey ("Heavenly Creatures", "Two and a Half Men") als unterforderte Hausfrau, die nicht verlernt hat, wie man Leichen zerstückelt. "Yellowjackets" erzählt von komplexen Frauenfreundschaften und der Suche nach der Freiheit, sich gängigen Rollenbildern nicht unterwerfen zu müssen.