Willi Resetarits zum 70. Geburtstag: Wie man leben soll
Er hat es wieder ein bisschen anders als alle anderen gemacht. Willi Resetarits, gebürtiger Burgenländer (genauer: Stinatzer) und eingemeindeter Wiener, Musiker, Menschenfreund, Integrationshaus-Mitbegründer, Autor, Conga-Spieler, Radio-Conférencier, Schmähbruder, Kurt-Ostbahn-Zwilling, Gesamt-Grandseigneur noch viel mehr, hat sich zum 70. Geburtstag, den er am 21. Dezember feierte, eine Biografie geschenkt, die eigentlich keine Biografie ist, eher Lebens- und Epochenlesebuch.
Zur Hand gegangen ist Resetarits der Publizist und ehemalige profil-Chefredakteur Christian Seiler mit Textedition und Verlagsgründung: „Ich lebe gerne, denn sonst wäre ich tot“ erscheint als Spitzentitel in dem noch jungen Christian Seiler Verlag. Es dürfte wenige Lebensrückblicke geben, die derart Wert auf Nennung und Lob sämtlicher Wegbegleiter und Ex-Freundinnen, ehemaliger WG-Genossen und Mitmusiker legen. Resetarits vergisst niemanden. Er verliert sich in keinem Lamento über die verflossene Zeit, obwohl er gewiss einiges zu meckern hätte; er pfeift auf eitle Selbstbespiegelung. Resetarits ist ein Riese, ohne sich auf die Schultern von anderen zu stellen.
Im Genre Musikerbiografie mit seinem habituellen Ich-Ich-Ich-Gestus sind das keineswegs Kleinigkeiten. Das Buch lebt von Resetarits’ Erzählen. Von der kitschbefreiten Erinnerung an eine untergegangene Welt. Von lässig-beschwingter Lebenslustmacherei.
Willi Resetarits: Ich lebe gerne, denn sonst wäre ich tot. Christian Seiler Verlag, 312 S., EUR 24,90
Konzerte 4. und 5. Jänner, Stadthalle Wien Willi Resetarits & seine Bands seit 1965 THE ODDS 1965-1967 Ostbahn 1983-2003 Stubnblues ab 2004 String Fizz 2007 BasBariTenori 2009