Zauber der Lotusblüte
Wie man Filmfestivals macht, wissen Andreas Ungerböck, "ray“-Chefredakteur mit Festivalvergangenheit, sowie die Kuratorin und Viennale-Programmgestalterin Katja Wiederspahn sehr genau. Sie haben nun gemeinsam eine neue Veranstaltung initiiert, die dem populären asiatischen Kino gilt – also Werken, die nicht nur in den streng abgezirkelten Biotopen der Filmfestspiele oder im Kunst-Elfenbeinturm existieren, sondern tatsächlich Teil der fernöstlichen Popkultur sind.
Die erste Ausgabe des "Red Lotus"-Filmfestivals, die zwischen 12. und 15. Mai im Wiener Stadtkino über die Bühne gehen wird, versteht sich auch als Frischzellenkur für einen immer reduzierteren Normalkinobetrieb, der asiatische Filme nur noch berücksichtigt, wenn sie sich als global kompatibel und Oscar-tauglich erweisen – siehe "Parasite" oder "Drive My Car". (Ja, es gibt Ausnahmen, aber sie sind ebendies und untermauern daher die Richtlinie.)
Auf der Reise durch die 13 Filme dieser ersten Lotusblüte gibt es tatsächlich einiges zu entdecken; denn es sind weniger die klingenden Namen des Arthouse-Betriebs, die hier zum Zug kommen, als regionale Routiniers und Genre-Virtuosen. Arbeiten aus Hongkong, China, Japan und Südkorea, aus Indien, Bangladesch, dem Iran und von den Philippinen werden aufgeboten: Gangsterfilme, Road-Movies, Liebes-, Noir- und Großstadtdramen, Biopics, Märchen, Erotik- und Fantasy-Komödien. Fast alles sind österreichische Premieren, in Originalfassungen mit englischen Untertiteln wird vorgeführt.
Zwei international renommierte Namen findet man allerdings auf der Liste; die Hongkong-Kinolegende Ann Hui steht gleich doppelt im Fokus: mit ihrer bislang jüngsten Regiearbeit "Love after Love" und dem Dokumentarfilm "Keep Rolling". Und einer der Schauspielstars des Hongkong-Kinos, der große Chow Yun-fat, Titelheld in John Woos "The Killer" (1989), wird mit einem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Tickets, Trailer und Infos zu den Filmen finden Sie unter: https://red-lotus.org/