Zum Tanzen zu müde

Woody Allen macht sich in "Café Society" zahn- und harmlos über Hollywood lustig.

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Das gepflegte Desinteresse, mit dem Woody Allen, bald 81 Jahre alt, inzwischen seine Filme macht, nimmt seinen Erzählungen den Glanz. Selbst eine romantische Komödie, die ins Reich der Stars und Gangster, ins luxuriöse Hollywood der 1930er-Jahre führt, wird in Allens Zugriff zu einem eher lustlos abgespulten Aufgebot klassischer Schauwerten und bescheidener Heiterkeit.

"Café Society" kreist um einen linkischen jungen New Yorker (Jesse Eisenberg), der in L. A. einen Job sucht und dabei in eine Affäre mit der Sekretärin (und Geliebten) seines Onkels stolpert. Kristen Stewart und Steve Carell agieren souverän, daher sieht man dem Treiben jenes unseligen Liebestrios ganz gerne zu, freut sich ein wenig über Allens Erzählerstimme und all die boulevardesken Nebenhandlungen.

Aber Allens 47. Film, für den Online-Riesen Amazon gedreht, verlässt sich auf ein paar simple Pointen und sein charmantes Ensemble; darüber hinaus bietet "Café Society" bloß gute Fotografie (an der Kamera: Coppolas und Bertoluccis Bildmeister Vittorio Storaro) und arglose Hollywood-Kritik. Swingtime in der Traumfabrik: zum Tanzen zu müde.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.