Pollenjahr 2022: Was kommt und was man dagegen tun kann
Während die Hasel den Höhepunkt der Blüte heuer bereits überschritten hat, ziehen bei den ungewöhnlich hohen Februartemperaturen nun die Erlenpollen quer durch das Land. Jeder fünfte Österreicher reagiert mit Schnupfen, Husten und Atemproblemen auf Pollen einzelner oder mehrerer Pflanzen. Die intensivsten Heuschnupfenwochen stehen uns noch bevor: Mitte März beginnt die Birke zu blühen, in der letzten April- oder in der ersten Maiwoche die Gräser. Diese Pflanzen reizen die Schleimhäute besonders vieler Menschen.
Hinzu kommt: Die Zeit zum Durchschnaufen wird durch den Klimawandel immer kürzer. „Ostwind kann Ragweedpollen aus Ungarn und Serbien bis weit in den Oktober hinein nach Österreich wehen“, sagt Uwe E. Berger von der Medizinischen Universität Wien. Im November ist dann meist Ruhe, bevor Mitte Dezember die Purpurerle die Nasen laufen lässt. Der hübsche Baum ist in Österreich nicht heimisch, wird aber in Gärten und Parks gerne gepflanzt. Speziell in den größeren Städten führt das zur sogenannten „Christkindlmarkt-Allergie“ – bevor im Jänner die Hasel das nächste Pollenjahr einläutet.
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Was aber tun gegen die tränenden Augen, den Schnupfen, den Reizhusten? Auf der Website pollenwarndienst.at kann man per Fragebogen sein Allergierisiko ermitteln. Wer jährlich um dieselbe Zeit Beschwerden hat, sollte auf jeden Fall einen Allergietest machen und mit einer Ärztin oder einem Arzt einen Therapieplan entwerfen. Eine Immuntherapie ist zwar aufwendig, aber bis dato die einzige Möglichkeit, das Problem an der Wurzel zu packen.
Durch Spritzen, Tabletten oder Tropfen wird der Körper über drei bis fünf Jahre hinweg immer wieder mit dem Allergen „geimpft“ und hört irgendwann auf, mit einer überschießenden Immunantwort zu reagieren. Die Beschwerden lassen sich damit über viele Jahre hinweg signifikant lindern. Und: Nur so lässt sich dauerhaft verhindern, dass eine schwere Allergie sprichwörtlich in die Lunge rutscht, also vom Heuschnupfen zum Asthma mutiert.
Wer allerdings weniger schwer betroffen ist, kann sich sehr gut selber helfen. „Die wichtigste Maßnahme ist das Vermeiden des Kontakts mit dem Allergen“, sagt Uwe E. Berger. Die App „Pollen“ der MedUni Wien berechnet täglich das Allergierisiko für jeden Ort in Österreich.
Jede Stunde des Tages wird eigens bewertet. Anhand einer Skala von null bis vier können Allergiker dann entscheiden, ob sie am Morgen oder doch lieber am Abend spazieren gehen, und wann sie am besten lüften. Je mehr Zeit man seinen Schleimhäuten zur Regeneration bieten kann, desto besser. Denn: Immer, wenn eine allergische Reaktion im Gange ist, erhöhen sich das Risiko für eine Verschlechterung – und das Risiko, zusätzliche Allergien zu bekommen.
Man sollte in der Pollensaison nicht einmal die Kleidung im Freien aufhängen, da das nasse Gewebe die Partikel auffängt und Hautreizungen verursachen kann. Wer trotz hoher Pollenbelastung rausmuss, kann sein Gesicht mit Sonnenbrillen, Kappen oder Hüten abschirmen. FFP2-Masken schützen die Atemwege besonders gut, wie Allergiker während der Corona-Pandemie bemerkten.
Gegen die Symptome helfen Antihistamin-Tabletten, -Sprays oder -Tropfen aus der Apotheke. Letztere führten früher oft zu Müdigkeit, die neueren Präparate haben diese Nebenwirkung nicht mehr. Kortisonsprays stoppen die entzündlichen Prozesse, die ein wesentlicher Teil der Allergie sind.
Die Mengen sind bei diesen Sprays so gering, dass Nebenwirkungen des Kortisons nicht zu befürchten sind. Viele Allergiker haben zudem einen funktionellen Eisenmangel. Diesen können sie mithilfe eines Molkeproteins ausgleichen, möglichst mehrere Wochen vor Blühbeginn der reizenden Pflanzen.
„Die Wirkung dieser neuen Lutschtablette wurde soeben in einer plazebo-kontrollierten Studie bestätigt“, so Berger. Ebenfalls als hilfreich erwies sich das Extrakt aus der chinesischen Traganthwurzel und das Spülen der Nase mit einer Salzlösung. „Es ist sinnvoll, die allergische Reaktion möglichst früh zu bekämpfen, anstatt den Helden, die Heldin zu spielen“, sagt der Experte.