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Was kann man Zuhause gegen Long Covid tun?

Die meisten Long-Covid-Ambulanzen sind über Monate ausgebucht. Doch Betroffene können sich auch selbst helfen. Start der neuen profil.at-Serie

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Nicht immer ist Covid-19 nach ein paar Wochen überstanden. Mehr als zehn Prozent der Patienten leiden auch Monate nach Beginn der Erkrankung noch unter Symptomen. Diese können von chronischer Erschöpfung über anhaltende Atemnot bis hin zu neurologischen Lähmungen und Depressionen reichen.

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Erfahrung der Medizinerinnen und Therapeuten im Reha-Zentrum Münster, wo im Frühling 2020 die ersten Patienten aus Ischgl landeten, zeigt: Wer vorher gesund war, keinen schweren Verlauf hatte und in kleinen Einheiten, aber kontinuierlich trainiert, hat gute Chancen, nach einigen Wochen wieder auf das gewohnte Leistungsniveau zu kommen. Auch schwerere Fälle bewältigen den Weg zurück in den Alltag in aller Regel. Allerdings dauert es bei ihnen länger. „Man braucht viel Geduld, aber die meisten Menschen erholen sich wieder vollständig", sagt der ärztliche Leiter Christian Brenneis.

Schritt für Schritt raus aus der Erschöpfung

Ein Platz in einer Covid-Ambulanz oder in einem Reha-Zentrum wäre zwar dafür ideal, aber die meisten Institutionen sind heillos überfüllt, die Wartelisten lang. Man kann jedoch auch Zuhause gute Fortschritte erzielen. „Kleine Häppchen" seien das Um und Auf, sagt Therapieleiter Andreas Mühlbacher. Bei manchen Betroffenen kann das darauf hinauslaufen, selbstständig zu duschen und sich dann wieder ins Bett zu legen. Andere schaffen womöglich die Treppe in den ersten Stock oder eine Runde ums Haus. Aber Achtung: Wenn man es nur unter großer Anstrengung zurück zur Haustür schafft, war die Belastung bereits zu hoch. Wichtig ist, nicht ins Schwitzen oder außer Atem zu kommen. „Die Kurve der Leistungssteigerung sollte möglichst flach verlaufen", erklärt der Lungenfacharzt Bernhard Puchner. Besonders sportliche oder junge Patienten würden sich oft überfordern, um anschließend in ein Leistungsloch zu fallen.

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Sie lesen einen Artikel aus der Serie "profil macht schlau", in der Fragen des Alltagslebens beantwortet werden. Näheres zu der Serie und weitere Teile können Sie hier nachlesen.

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Muss man in so einem Fall bleibende Schäden fürchten? „Nein. Wichtig ist, einige Tage die Ruhe zu suchen und dann langsam wieder mit dem Training zu beginnen", sagt die Physiotherapeutin Barbara Linerth. Sich ausschließlich zu schonen, sei hingegen kontraproduktiv. Wichtig ist es, den Tag bewusst in Aktivitäts- und Ruhephasen einzuteilen.

Was tun gegen Atemnot oder Herzrasen?

Eine milde bis moderate Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung ist ein häufiges Symptom von Long Covid, das auch Wochen nach der Infektion andauern kann. Bei akuter Verschlechterung sollte man sofort zum Arzt. Ansonsten gilt: Wem das Luftholen schwerfällt, der sollte möglichst bewusst und tief in den Bauch atmen, auch während der Anstrengung. Bewegung ist auch für die Lunge wichtig: Regelmäßig den Oberkörper und den Brustraum dehnen, die Wirbelsäule beugen und strecken.

Viele Long-Covid-Patienten klagen zudem über Herzrasen. Das Virus kann zwar auch das Herz befallen und dort Entzündungen auslösen, tut dies aber glücklicherweise nur in seltenen Fällen. „Man sollte eine körperliche Ursache beim Arzt abklären", sagt der Kardiologe Rudolf Kirchmair. Ist das Herz im Grunde gesund, gilt es, Ruhe zu bewahren. Der Puls kann aufgrund des Trainingsmangel zunächst ansteigen und sich im Lauf des weiteren Trainings normalisieren. Hängt das Herzrasen mit Ängsten zusammen, empfehlen sich Entspannungsübungen beziehungsweise der Weg zum Psychologen.

Wie man Konzentrationsschwächen und Geruchsstörungen bekämpft

Manche leiden nach Covid an Gedächtnis-, Aufmerksamkeits-, Wortfindungs- oder Konzentrationsstörungen. Die Handy-Apps Lumosity und NeuroNation basieren auf neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen und sind ideal, um das Gehirn von Long-Covid-Patienten mittels Gedächtnisübungen zu trainieren.

Wer nach einer Corona-Infektion seinen Geruchssinn gänzlich oder teilweise verloren hat, dem empfiehlt Christian A. Müller, Leiter der Ambulanz für Riech-und Schmeckstörungen an der MedUni Wien, ein tägliches Riechtraining. Dafür benötigt man vier Duftöle möglichst unterschiedlicher Richtungen (zum Beispiel holzig, blumig, fruchtig, würzig), an denen man morgens und abends je 30 Sekunden lang schnuppert. „Ziehen Sie es möglichst lange durch, mindestens sechs Monate", rät Müller.

Detaillierte Anleitungen und Tipps, mitentwickelt von den Expertinnen und Experten des Reha-Zentrums Münster, finden Sie hier.

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.