Satire

Augen auf!

Sommerloch? Welches Sommerloch? Das ist doch auch wieder nur so eine Erfindung der Systempresse!

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Die Systemmedien – wie auch dieses Schundblatt, das Sie gerade unerklärlicherweise in Händen halten oder auf dessen Website Sie aufgrund eines bewusst irreführenden Links gelandet sind (das hier ist nämlich gar nicht www.profi.at, müssen Sie wissen; das träfe ja auch die Wirklichkeit so was von nicht) – haben den Sommermonaten schon seit jeher ein „Loch“ angedichtet. Dieses wurde erfunden, um die Tatsache zu verschleiern, dass im Juli und August sowohl Systemjournalisten wie auch die von ihnen freundlich betreuten -politiker ihre haltlos überzogenen Gehälter und ihre ausufernden Urlaubsansprüche kombinieren und wochenlang an irgendeinem Jetset Beach herumlungern – also noch deutlich weniger arbeiten als ohnehin sonst schon, während der Normalbürger bei 35 Grad Ziegeln schupft.

In Österreich fällt zwar heuer zumindest die Startphase des Wahlkampfs ins Sommerloch, weniger tief wird es davon aber jetzt auch nicht unbedingt. Das führt aber natürlich auch dazu, dass dem kritischen Beobachter, der sich kein X für ein Y vormachen lässt – und das nicht nur bei sozialen Medien, sondern auch und vor allem bei algerischen Boxpersonen – in dieser Zeit des Jahres nur noch deutlicher vor Augen geführt wird, wie ungeheuer das Versagen dieser Medien ist. Welche Geschichten sie zum Beispiel einfach gar nicht bringen. Oder bei welchen sie sich mit irgendwelchen 08/15-Erklärungen abspeisen lassen. Oder aber – und das wohl leider in der überwiegenden Zahl der Fälle – bei denen sie schlicht mithelfen, die Wahrheit zu verschleiern und kaltblütig lügen.

So blieb es wieder einmal einem aufgeweckten „Truth!“ und „BREAKING“-Bürgerjournalisten vorbehalten, die Menschenmenge, die einem Auftritt von Kamala Harris auf einem Flugfeld nahe Detroit beiwohnte, als nicht existent, also FAKE!!! zu entlarven. In der Turbine von Harris’ Flugzeug, das auf einem Foto im Hintergrund zu sehen ist, spiegelt sie sich nämlich nicht! Die Erklärungsversuche des Systems fielen wie immer in Fällen wie diesem, in denen man es also auf frischer Tat ertappt hat, sehr schwach aus. Diese Lügner kamen sofort mit Behauptungen daher, dass auf einer runden Turbine nicht unbedingt das gespiegelt sei, was sich vor ihr befinde, sondern eher das darunter, flüchteten sich also in irgendwelchen Einfallsausfallswinkelquatsch – man kennt den matten Wissenschaftszinnober der Elitisten ja zur Genüge.

Donald himself griff diesen Coup der freien Presse natürlich dankbar auf und forderte die Disqualifikation von Harris im laufenden Wahlkampf, und zwar aufgrund von Verstoßes gegen seine ihm eigene Mengenlehre, die nun einmal unumstößlich besagt: „Niemand hat größere Mengen als ich!“ Der arme Donald. Jetzt, da Joe Biden weg ist, vermisst er ihn auf einmal fast so sehr wie die Swifties nach der Absage der Wien-Konzerte ihre Heldin. Hier hat natürlich auch keiner der sogenannten Top-Journalisten rausgefunden, wo die war und warum sie so lang still war. Beziehungsweise: Man hat verschwiegen, warum sie geschwiegen hat. Weil die Frau Swift ja eine Demokratin ist, die im letzten Wahlkampf öffentlich Biden und Harris unterstützt hat, wird sie ja von den Medien wie ein rohes Ei behandelt. Denn sie war mitnichten betroffen oder was. Sie war bloß völlig hinüber! Aber natürlich brachte ja quasi niemand den Augenzeugenbericht eines Etagenkellners – von drei Stockwerken drunter; mehr Augenzeuge kann man kaum verlangen – über eine schon um zehn Uhr vormittags haltlos zugedröhnte Swift, die mit starrem Blick im Darknet Videos schaut, in denen man Hundewelpen als Köder beim Welsfischen benützt. Erfolgreich.

Der Wahlkampf macht das Sommerloch auch nicht weniger tief.

Und es ist natürlich auch mehr als verdächtig, dass ausgerechnet in den neun Tagen, in denen Swift von der Bildfläche verschwunden war, jeden Tag ein Tierbild von diesem Banksy auf einer Hauswand in London aufgetaucht ist. Das die linke Kulturschickeria wiederum tagtäglich apportiert hat, als wäre sie ein Welsköder. Aber Banksy finanziert ja auch ein Flüchtlingsschiff im Mittelmeer und solche Sachen, der ist auf der richtigen Seite. Und: Niemand weiß, wer er ist. Also, bis jetzt war das zumindest so. Aber so erdrückend, wie die Beweislast jetzt ist …

Und falls Sie sich auch gefragt haben sollten, warum die Nordlichter, die, wie der Name schon sagt, an sich im Norden aufzutreten haben, und das an sich auch noch im Winter, plötzlich im August bei uns herunten scheinen, und das zur Abrundung auch noch bei einem gleichzeitig stattfindenden Sternschnuppenschauer, dann müssen Sie sich leider den Vorwurf gefallen lassen, eins und eins nicht zusammenzählen zu können. Weil: Haben Sie sich wirklich noch nicht die Frage gestellt, was Richard Lugner jetzt macht?

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort