Elfriede Hammerl

Elfriede Hammerl A Man’s World

A Man’s World

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Kritischer Journalismus (KJ) trifft Altfeministin (AF).
Ein Streitgespräch.

KJ: Na? Können Sie das verantworten? Haben Sie das wirklich gewollt?
AF: Was denn?

KJ: Lauter kaputte Männer. Vaterlose Söhne. Kleine Buben, die verzweifelt Barbies kämmen müssen.
AF: Ich kenne keine kleinen Buben, die Barbies kämmen müssen.

KJ: Ja, weil sie inzwischen erwachsen sind. Erwachsene Wracks. Nachdem ihr sie zum Barbiekämmen gezwungen habt, eine ganze unglückliche Kindheit hindurch.
AF: Nicht, dass ich wüsste.

KJ: Lächerlich, das weiß doch jeder. Das war das Ziel des ­Feminismus: Männer um ihre Männlichkeit zu bringen.
AF: Eigentlich ist es uns darum gegangen, rigide Definitionen von Männlichkeit und Weiblichkeit abzuschaffen.

KJ: Genau. Öde Gleichmacherei.
AF: Nein, im Gegenteil. Gleichmacherei entsteht durch ­Geschlechterklischees. Wir wollten Lebensentwürfe, die nicht durch Geschlechtszugehörigkeit bestimmt werden.

KJ: Jetzt mal ehrlich: Was soll aus Buben werden, die man anhält, mit Puppen zu spielen, statt sie Regenwürmer zerstückeln zu lassen?
AF: Wieso fragen Sie mich das? Wir haben doch nicht einmal kleine Mädchen angehalten, mit Puppen zu spielen.

KJ: Schon was von Testosteron und Östrogen gehört?
AF: Auf was zielen Sie ab?

KJ: Es gibt nun einmal zwei Geschlechter. Das können Sie nicht leugnen.
AF: Ich leugne lediglich, dass Menschen das lineare Produkt ihrer Sexualhormone sind. Weswegen ich meine, gesellschaftliche Rahmenbedingungen sollten nicht zwischen ­einer virtuellen Östrogenfraktion und einer Quasi-Testosteronpartie unterscheiden.

KJ: Trotzdem muss man den Geschlechtsunterschieden Rechnung tragen.
AF: Kann man nicht einfach der menschlichen Individualität Rechnung tragen?

KJ: Glauben Sie denn allen Ernstes, auch kleine Mädchen haben das natürliche Bedürfnis, Omas Blumenbeete zu ­zerstören?
AF: Manche. Vielleicht.

KJ: Aber Sie würden Buben doch bestrafen, die ihrem Zerstörungsdrang nachgeben?
AF: Wenn ich die Oma mit dem Blumenbeet wäre, würde ich vermutlich mit Sanktionen drohen, was das Blumenbeet ­betrifft. Ich glaube aber nicht, dass dahinter ein düsteres ideologisches Konzept stünde.

KJ: Weichen Sie nicht aus. Knaben steuern bereits im Kleinkindalter auf Kriegsspielzeug zu, Mädchen auf den Lippenstift der Mutter. Das ist wissenschaftlich erwiesen.
AF: Ah ja? Ich frage mich oft, woher Menschen, die Kinder sorgfältig meiden, ihr gesichertes Wissen über Kinder beziehen. Aber nehmen wir an, es wäre so. Was folgt daraus?

KJ: Vielleicht, dass es falsch ist, Buben zu feminisieren?
AF: Was meinen Sie denn mit feminisieren?

KJ: Aggressionsverdammnis. Ihnen einzureden, es wäre kein gutes Gefühl, die Sau rauszulassen.
AF: Ich sehe rundum viel zu viele Leute, denen das leider nie eingeredet wurde.

KJ: Junge Männer müssen böse sein dürfen. Stattdessen sollen sie ihre Männlichkeit unterdrücken. Sagt der Feminismus.
AF: Sie meinen, das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch ist ein Werk feministischer Verblendung? Interessante These.

KJ: Fakt ist doch, dass wir eine Generation von zutiefst ­verunsicherten, in ihrer Identitätsentwicklung verstörten Männern vor uns haben.
AF: Ja? Woran sieht man das?

KJ: Zum Beispiel daran, dass sie beziehungsunfähig sind.
AF: Ach, wissen Sie, nicht jeder, der vor einem Verlobungsring flüchtet, ist das üble Erziehungsprodukt einer feminis­tischen Mutter. Manche Mistkerle sind einfach Mistkerle. Oder sie schrecken nicht vor Beziehungen im Allgemeinen zurück, sondern nur vor einer ganz bestimmten Beziehung zu einer ganz bestimmten Frau. Aber die klagt dann lieber seine Mutter an als ihn. Schwiegermutter-Bashing. Nix Neues. Nur dass die Schwiegermütter heutzutage offenbar im Generalverdacht des Feminismus stehen.

KJ: Fällt Ihnen auf, dass Sie nichts von Vätern sagen?
AF: Die stehen ja auch nicht im Verdacht feministischer ­Umtriebe.

KJ: Nein, Sie sagen nichts von Vätern, weil Söhne mittlerweile ausschließlich mit weiblichen Bezugspersonen konfrontiert sind.
AF: Das kommt vor, aber ist es die Schuld der Mütter?

KJ: Selbstverständlich.
AF: Und warum?

KJ: Sie haben die Väter vertrieben.
AF: Wie?

KJ: Zum Beispiel mit Gewalt. Frauen schlagen ja genauso häufig zu wie Männer. Das weiß der Männerforscher inzwischen.
AF: Ich denke, Frauen sind östrogengesteuerte Kuschlerinnen, die ihre Söhne zu aggressionsgehemmten Weich­eiern machen wollen?

KJ: Wir reden von feministisch verblendeten Frauen. Die schlagen ihre Männer, bringen ihre Söhne um reinigende Gewaltfantasien und ruinieren das Klima.
AF: Ach. Und wie?

KJ: Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist: Dieses Frühjahr ist total verregnet.
AF: Ja, schon. Aber welcher Zusammenhang –

KJ: Ganz einfach. Hier: Regen. Und Feminismus. In Saudi-Arabien: Kein Feminismus. Kein Regen. Na, klingelt’s?

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