Elfriede Hammerl

Elfriede Hammerl Kampfdackel

Kampfdackel

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Besitzer so genannter Kampfhunde müssen jetzt in Wien bekanntlich einen Hundeführschein machen, das heißt, sie müssen eine Prüfung ablegen, bei der sie zeigen sollen, dass sie ihr Tier im Griff haben. Zum Beispiel muss es gelernt haben, dass vorbeilaufende Jogger weder gejagt noch erlegt werden dürfen.

Der Hundeführschein muss auf polizeiliches Verlangen, wie der Fahrzeug-Führerschein auch, vorgewiesen werden, wer keinen hat, läuft Gefahr, dass ihm sein Hund abgenommen wird.

Gut so!, sagen wahrscheinlich alle, die schon einmal von einem Pitbull für Beute gehalten wurden.

Schlecht so!, schreit die Kampfhundelobby und fordert Führscheinprüfungen für alle HundehalterInnen. Es gibt auch bissige Dackel! Warum keine Prüfungspflicht für Dackelhaltung?

Na klar, überzeugende Logik. Auch Küchenmesser können verletzen. Warum kein Waffenschein für Küchenmesser? Vielleicht deswegen: weil Küchenmesser in der Regel nicht als Waffe angeschafft werden, Gewehre hingegen schon.

Ähnlich verhält es sich mit der Hundehaltung: Dackel legt man sich nicht aus Abschreckungsgründen zu, Dogo ­Argentinos dagegen sind nicht selten zumindest eine Imponiergeste ihrer Besitzer.

Oder anders gesagt: Es gibt kaum Rentnerinnen-Gangs, die ihre Rehpinscher auf Menschen hetzen, aber relativ häufig Gestörte, die sich einen Karl daraus machen, ihre Rottweiler wenigstens auf Rehpinscher loszulassen.

Hinzu kommt, dass ein außer Kontrolle geratener Rehpinscher halt bei Weitem nicht so gefährlich ist wie ein losgelassener Rottweiler. Und wenn auch nicht alle Bullterrier Kampfmaschinen sind, so gibt es doch entschieden mehr kämpferische Bullterrier als kampfmaschinenartige Yorkies, Pudel oder Möpse. (Ehrlich gestanden kann ich mir überhaupt keinen Kampfmops vorstellen.)

Die Milieutheorie – die besagt, dass es nicht auf die Gene, sondern nur auf die Erziehung ankomme – hatscht ganz entschieden, wenn sie auf Hunde angewendet wird. Beim Hund, oh ja, doch, hat die Rasse Einfluss auf das Verhalten. Und die Kombination reizbarer Hund mit großer Beißkraft plus aggressives Herrl ist eine, der ich nicht ­begegnen möchte.

Mag sein, dass das neue Gesetz seine Mängel hat. Beispielsweise verwundert, dass weder Dobermänner noch Deutsche Schäfer zu den Rassen gezählt werden, deren Handhabung gelernt werden muss. Und wie häufig beziehungsweise wie effektiv die Kontrollen sein werden, weiß man auch noch nicht. Aber grundsätzlich halte ich es für eine gute Idee, die Eigner problematischer Rassen ein ­wenig an die Kandare zu nehmen, weil die Erfahrung zeigt, dass sie ebenfalls nicht so selten problematisch sind. Ich selber lebte fast 15 Jahre mit einem heiligenscheinwürdigen Malteser, und zu den Gründen, warum ich keinen Hund mehr habe, gehören die ständigen Rangordnungs- und Machtkämpfe unter Hundehaltern, sprich das Imponiergehabe derer, die sich große, starke, angriffslustige Hundskerle halten.

Ich weiß noch, wie das ist, wenn sich frei laufende Alphaviecher auf einen harmlosen, vielleicht schon tattrigen Flocki stürzen und die Eigner der voraussichtlichen Sieger jede Intervention genüsslich grinsend ablehnen:
Meiner tut nix. (Hat nie gestimmt.)

Selber schuld, wenn S’ so an Gemeindebaurattler ham. (Im Rattlerslang.)
Natürlich könnte ich meinen Hund zurückrufen, aber warum sollte ich? (Älterer Herrenmensch, Potenz auskostend.)

Hysterische Weiber. (Anderer Herrenmensch, der seinen fletschenden Hundsmuskelberg extra von der Leine ­gehakt hatte, damit er mich auf die andere Straßenseite verfolgen konnte.)

Ich erinnere mich an den Stress und an die Hilflosigkeit, mit der man den Unterwerfungsritualen machtgeiler Idioten ausgeliefert ist, nur weil sie eine, jawohl, Waffe in Hundegestalt mit sich führen und einsetzen.
Der Hundeführschein wird solche Typen nicht heilen? Kann sein. Aber wenn er sie beim Ausleben ihrer Aggressionen bremst, ist schon was gewonnen.
Bestimmt gibt es jede Menge verschmuster Mastinos, wohlerzogener Rottweiler-Mischlinge und, vor allem, gar nicht machtgeiler Halter von so genannten Kampfhunden? Aber ja, gewiss doch. Für sie alle ist es sicher kein Problem, den Führschein zu machen.

2.

„Jörg Haider hat mich das gelehrt, von sich in der dritten Person zu sprechen, wenn man im öffentlichen Spiel ist“, sagte Walter Für-den-die-Unschuldsvermutung-gilt Meischberger in einem Interview mit der „Presse“ (am 7. August). Ja, richtig, das ist uns schon am Jörg Haider unangenehm aufgefallen, dass der Jörg Haider immer vom Jörg Haider geredet hat, wenn er vom Jörg Haider geredet hat, so, als müsse er ein paar Schritte von sich selber zurücktreten, um nicht vom eigenen Glanz geblendet zu werden. Wer bringt Herrn Meischberger bei, dass man im öffentlichen Leben stehen kann, ohne sich sprachlich auf einen Denkmalsockel zu stellen? Vermutlich niemand. Aber wir könnten zur Kenntnis nehmen, dass Menschen, die von sich reden wie von einer lebenden Legende, mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind.

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