Elfriede Hammerl

Elfriede Hammerl Nur für Paare

Nur für Paare

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Nur wenige Männer gehen hierzulande in Babykarenz. Die übliche Begründung lautet: Junge Familien könnten sich das nicht leisten. Meistens verdiene ja der Kindesvater mehr als die Mutter, wenn sein Gehalt wegfällt und lediglich durch das Kindergeld ersetzt wird, dann bedeute das wirtschaftliche Probleme. Deswegen wird jetzt an der Bezugsvariante einkommens­abhängiges Kindergeld gebastelt, das 70 bis 80 Prozent des ausfallenden Einkommens ersetzen soll. Damit Väter nicht trotzdem kneifen, gibt es einen zusätzlichen Anreiz: Wenn sie mindestens zwei Monate beim Kind bleiben, erhöht sich der Zeitraum, in dem diese Form des Kindergelds bezogen werden kann, von einem Jahr auf 14 Monate.
So weit, so gut – falls zwei Elternteile vorhanden und mehr oder weniger einsatzwillig sind. Sie könnten sich dann aus­suchen, ob und wie sie die Karenzzeit aufteilen wollen.

Keine Wahl hätten hingegen die Alleinerziehenden. Kein zweiter Elternteil da, hieße, diesem Konzept zufolge: Nach zwölf Monaten gibt’s keine Kohle mehr und basta. Das ist ungerecht gegenüber den Alleinerzieherinnen, sagt die SPÖ und fordert, dass sie genauso lang wie Paare einkommensabhängiges Karenzgeld beziehen dürfen. Das ist ungerecht gegenüber Paaren, kontert die ÖVP und ist dagegen. Außerdem warnt sie vor Missbrauch.

Missbrauch? Na ja, es könnte schon sein, dass sich manche Paare dann nicht als Paare deklarieren, damit es sich der Vater erspart, in Karenz zu gehen, und die Mutter trotzdem das höhere Kindergeld für den gesamten Zeitraum kassieren kann. Allerdings würde es in diesem Fall nur nach dem Einkommen der Mutter bemessen. Wenn das niedriger ist als das des Vaters – wo läge dann der Gewinn?

Aber, okay, ziehen wir die Möglichkeit in Betracht, dass die Mutter gut verdient und dass Tricksen daher zweckmäßig ist: Was folgt daraus? Eine Debatte, wie man möglichen Missbrauch weitgehend einschränken könnte?
Leider nein. Wie es ausschaut, wollen die Konservativen gar nicht diskutieren. Alle Vorschläge, die darauf abzielen, dass Alleinerziehende ohnehin ihren Status zu beweisen hätten (zum Beispiel durch Vorlage eines gerichtlich bestätigten Unterhaltsanspruchs), haben sie bisher abgeschmettert.

Offenbar geht es nicht darum, Väter zur Babykarenz zu motivieren bzw. zu verhindern, dass Väter sich darum drücken, sondern um eine mögliche Diskriminierung von Ehepaaren. Unter Diskriminierung versteht die Volkspartei die Gleichstellung von Alleinerzieherinnen mit braven christlichen Papa-Mama-Kind-Familien. Man dürfe Paare nicht bestrafen, wird argumentiert. Ist es denn eine Bestrafung, wenn sie um das Privileg der längeren Karenzmöglichkeit umfallen?

Wohl nur dann, wenn hinter allen zeitgemäßen Lippenbekenntnissen noch immer die Ideologie von der anständigen patriarchalen Familie steht, die man fördern und unterstützen müsse, während schlamperte Verhältnisse, zumindest ein bisschen, geahndet gehörten. Und genau diese Haltung macht den Streit um das einkommensabhängige Karenzgeld so ärgerlich.
Die Befürchtung, es werde Väter nicht massenhaft karenzwilliger machen, mag einen realen Kern haben. Und auch das Argument, im Interesse des Kindeswohls müssten Alleinerzieherinnen sich genauso lang um ihren Nachwuchs kümmern dürfen wie Paare, kann man hinter­fragen. Es gilt nämlich nur dann, wenn man jegliche Fremdbetreuung für unzulänglich hält.

Gemessen an den derzeitigen Angeboten, ist das ebenfalls nicht so falsch, fragt sich bloß, welche Konsequenzen wir dar­aus ziehen wollen. Gilt es, die Fremdbetreuung zu verbessern, oder möchten wir daran festhalten, dass die häusliche Versorgung eh unerreichbar bleibt? Viele Gesichtspunkte also, unter denen das Thema debattiert werden könnte und sollte. Stattdessen lediglich eine Auseinandersetzung darüber, ob man es Paaren zumuten darf, dass sie in einen Topf geworfen werden mit Alleinerziehenden. Öd. Und blöd. Was stellen sie sich denn vor, die VerfechterInnen der ordentlichen Familien, wenn sie an Alleinerziehende denken? Bösartige Frauenzimmer, die aus purem Mutwillen darauf bestehen, ihre Kinder ohne die Unterstützung liebevoller Partner großzuziehen?

Themawechsel, aber nicht ganz: Boris Becker, ehemaliger Tennisspieler, hat vor einiger Zeit außerehelich eine Tochter gezeugt. Angeblich schwängerte er die Kindes­mutter per Quickie in einer Besenkammer. Dieses subtile ero­tische Detail wird seitdem von der Presse immer wieder genüsslich zitiert.
Das Kind aus der eiligen Begegnung ist mittlerweile neun Jahre alt. Die Kindesmutter zeigt sich gern mit ihm in der ­Öffentlichkeit. Und die Medien berichten darüber. Sie ­schrei­ben dann vom Besenkammerkind. Erst kürzlich wieder (am 27. Juli) auf der Societyseite des „Kurier“: Zu Gast in Salzburg seien heuer Angela und Anna Ermakova, Boris Beckers uneheliche Tochter aus der „Besenkammer“.

Kann damit, Herrgott noch einmal, endlich Schluss sein? Man mag von der Mutter – die anscheinend einiges in Kauf nimmt, um als Promi zu gelten – halten, was man will, aber öffentlich Häme über das Kind auszugießen ist ein klarer Verstoß gegen die Menschenrechte! Wo Anna E. gezeugt wurde, geht keinen Außenstehenden was an. Was, verdammt, denken sich JournalistInnen, die ein neunjähriges Kind wie Freiwild behandeln?

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