Erwin Pröll, Doris Bures – und wer sonst noch aller nicht Bundespräsident werden will

Rainer Nikowitz: Ich auch nicht!

Ich auch nicht!

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Erwin Pröll brachte vergangene Woche die Grundfesten der innenpolitischen Welt ins Wanken. Kleingeister werden nun anmerken, dass er das seiner Eigenwahrnehmung nach routinemäßig jede Woche tut. Aber diesmal, diesmal war das schon etwas anderes. Diesmal merkten es auch die, die mit einem weniger feinen Gespür ausgestattet sind als der Landeshauptmann. Also alle anderen.

Erwin Pröll sagte nämlich gleich in zwei – um der Etikette Genüge zu tun in Interviewform verfassten – Verlautbarungen des St. Pöltner Hofes: „Die Hofburg kommt in meiner Lebensplanung nicht vor.“

Das kann zweierlei bedeuten: Man erinnert sich, dass Heinz Fischer, ganz der neoliberale Privatisierer, der er immer schon war, kaum im Amt befindlich die Präsidentenvilla in Wien-Döbling verkaufte. Wenn es der schon so wild trieb – was konnte man da erst von einem erwarten, der zumindest eine Art Schwarzer ist? Vielleicht wollte Pröll also zum Ausdruck bringen, dass er mit der Hofburg Ähnliches vorhat, wenn sie einmal ihm gehört. Sie verscheppert und dann stattdessen in Kirchberg an der Pielach amtiert, damit sich auch das Amt des Bundespräsidenten seiner erfolgreichen Föderalisierung bislang nicht länger entzieht.

Oder aber Erwin der Ernste sprach wie so oft in wohlgewählten Bildern, die der inneren Schönheit seiner Worte auch noch ein gefälliges Äußeres verliehen. Diesfalls hätte er also die Hofburg als Symbol für das Präsidentenamt verwendet. Pröll-Kenner tendieren zu 87 Prozent zu dieser Interpretation. Das bedeutet, der Aficionado in ganz Österreich, also zwischen Amstetten und Absdorf, muss sich einer brutalen Wahrheit stellen:
Er! will! es! nicht! werden!

Jetzt hat Erwin das zugegebenermaßen schon oft gesagt. Aber im Vergleich zu so gut wie allen anderen seiner Aussagen hatte diese immer schon eine Besonderheit vorzuweisen: Er wurde danach tatsächlich nicht Bundespräsident. Beim ersten Mal zog ihm Wolfgang Schüssel Benito Ferrero-Waldner vor, die Frau, die auf Plakaten mit 101 Staatsschefs sprach – und die dennoch keiner verstand. Und beim zweiten Mal, als Erwin seine Chance mit dem Neffen im Parteivorsitz aber nun wirklich so was von gekommen sah – da wurde ihm die Kandidatur von dem kleinen Bladen untersagt, der früher immer in Radlbrunn unter dem Küchentisch den Lurch aufgefressen hatte.

Und jetzt entsagt er selbst? Dahinter muss ein großer Gedanke stecken, ein letzter großer Dienst am Land, die finale Aufopferung in einem dienenden Leben.

Obwohl Pröll eigentlich keine drei anderen nominiert hatte, die sich ebenso wie er im Verzicht über sollten, missverstand die eben zur Nationalratspräsidentin gekürte ­Doris Bures Prölls Ansage als Nicht-Kandidaturs-Challenge und erklärte, auch sie stünde für dieses Amt nicht zur Verfügung – leere sich aber dennoch selbstverständlich gerne einen Kübel Eiswasser über den Kopf. Bures’ überraschende Absage traf vor allem jene hart, die bisher noch gar nichts von der eventuell drohenden Gefahr ihrer Kandidatur geahnt hatten – und jetzt im Nachhinein natürlich einen Riesenschreck bekamen.

Und jetzt, da die Nationalratspräsidentin die Schleusen geöffnet hat, ist klarerweise stündlich mit weiteren Absagen zu rechnen. Andreas Mölzer könnte der Nächste sein – bevor eventuell noch jemand auf die Idee kommt, ihn nicht zu fragen. Michael Spindelegger würde zwar wahrscheinlich gewinnen – allerdings dürfte ihm das Risiko zu groß sein, dass nicht Andreas Mölzer sein Gegner sein könnte. Kathrin Nachbaur überlegt noch. Nicht so sehr, ob sie die Richtige für den Job wäre, als vielmehr, ob Frank nicht weiß, was ein Bundespräsident ist oder einfach nur so vergessen hat, sie zurückzurufen. Andrä Rupprechter wird dem Vernehmen nach bei seinem Verzichtsauftritt mit dem Kopf eine Wassermelone zerschlagen und dann ausrufen: „An apple a day – dos tät weniger weh!“

Über die sozialen Medien wird sich der Trend klarerweise rasend schnell verbreiten, vor allem, nachdem jemand in Umlauf gebracht hat, dass damit die Beulenpest geheilt werden kann. Armin Wolf wird live auf Sendung entsagen, der vorher im Studio plankende Notar wird dazu auf den Moderatorentisch steigen und den Akt feierlich beglaubigen. Hans Peter Haselsteiner wird fallen lassen, dass in Oleg Deripaskas Lebensplanung die Hofburg auch nicht vorkommt, sondern er eher ein hübsches Luxus-Einkaufszentrum auf ihrem Platz sähe. Didi Constantini gibt bekannt, er stünde nur dann zur Verfügung, wenn er per Akklamation gewählt werden würde – und zwar mit jener von Marcel Koller. Andreas Gabalier könnte hingegen möglicherweise noch umgestimmt werden, hat er doch durchklingen lassen, sich die Sache noch einmal durch die ­Tolle gehen zu lassen, soferne die Hymne wieder in ordentlichen Zustand gebracht wird und sich Maria Rauch-Kallat bei seinem Schließmuskel entschuldigt. Matthias Strolz wiederum … aber das ist eine andere Geschichte.

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Rainer   Nikowitz

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