Satire

From Russia with Love

Was die FPÖ von Putin hält, ist nunmehr noch hinlänglicher bekannt. Aber was sagt eigentlich Wladimir über seine blaue fünfte Kolonne?

Drucken

Schriftgröße

profil: Herr Präsident, Österreich wird von einem großen Spionagefall mit Verbindungen zur FPÖ erschüttert, in dem Russland die Hauptrolle spielt.
Putin: Bin ich genauso erschüttert wie die Österreicher!
profil: Weil Russland damit selbstverständlich wie immer nichts zu tun hat?
Putin: Weil Amateure in Ihrem Operettenstaat gerade einmal  kommen drauf auf einen!
profil: An unserer mittlerweile europaweit gerühmten Vehemenz bei der Spionageabwehr dürfte ja nicht zuletzt die planmäßige Zertrümmerung des BVT durch Ihren verdienten Mitarbeiter Herbert Kickl schuld sein.
Putin: Cherbert …, Cherbert … – welcher von denen ist noch einmal dieser Cherbert?
profil: Der, der dauernd unflätig herumbrüllt. Der mit der unbehandelten Aggressionsproblematik. 
Putin: Geht das bisschen genauer? Passt auf alle. 
profil: Na, der Chef halt. 
Putin: Ah! Der Volkskanzler! Char, char, char.
profil: Fragt sich nur, von welchem Volk. 
Putin: Das fragen sich vielleicht Sie. Ich weiß.

profil: Nun, Ihr Informationsstand über Österreich dürfte ja generell recht hoch sein. Was hat Ihnen denn der Herr Ott so alles verraten?
Putin: Also bitte! Werde ich doch nicht ausbreiten Staatsgeheimnisse von Österreich hier in Öffentlichkeit. Aber: Waren wir immer sehr zufrieden mit Herrn Ott. Und natürlich mit seine politischen Freunde. Unbezahlbar! Wobei … Das stimmt jetzt nicht ganz. 
profil: Die unverhohlene Speichelleckerei der FPÖ Ihnen gegenüber läuft ja schon seit geraumer Zeit. HC Strache selig hat damit begonnen. 
Putin: Ja. War schade um die HC. War immer große Freund von Russland. Haben ihm ja sogar gefallen dreckige russische Zehennägel. 
profil: Na ja. Die Zehennägel nur am Anfang. 
Putin: Was für Amateure. Wenn Agentin von mir hat dreckige Zehennägel bei diese Auftrag, sie bekommt viel Zeit zum Putzen. In Feriencamp in Sibirien. 
profil: Wie genau hat das alles denn begonnen? Haben Sie die Blauen auch so ganz klassisch angeworben? Mit Lockvögeln? Champagner und Kaviar?
Putin: Wozu?
profil: Wie, das war gar nicht nötig? Sind die also von selber in streng patriotischer Bauchlage zu Ihnen gekommen? 
Putin: Nein, ich meine: Wozu Champagner und Kaviar – wenn doch reicht beschissene Krimsekt und Seehasenrogen?
profil: Geschmackssicherheit ist ja ein zentraler Punkt im FPÖ-Parteiprogramm. Aber was, glauben Sie, imponiert denen so ungeheuer an Ihnen? 
Putin: Ich habe Macht, Geld – und kein Gewissen. Sie haben erst eines davon. 
profil: Und mit Ihnen kommen sie leichter an den Rest. 
Putin: Da sieht man wieder einmal: Nicht nur der Westen leistet viel Entwicklungshilfe! Aber abgesehen davon: Wenn man sich schaut an Parteiprogramme von „Einiges Russland“ und von FPÖ – es gibt dort viele Gemeinsamkeiten. 

profil: Ja, das ist schon erstaunlich oder? Da hat sich seit Stalingrad wirklich einiges geändert. 
Putin: Wir wollen beide keine Moscheen und keine Opposition. Und keine … wie heißt? Regen-bogen-zebra-streifen. Schweres Wort. Noch schwerer als Rechts-extrem-ismus. 
profil: Verstehe. Und wie ist es mit Schutzimpfungen? 
Putin: Man muss nicht haben alles gemeinsam. Und Bruderküsse wurden unter mir ohnehin abgeschafft. 
profil: Haben Sie eigentlich vorher auch versucht, mit Vertretern anderer Parteien ins Geschäft zu kommen, damit die eine russlandfreundliche Politik vor allem im Ukraine-Krieg verfolgen? Ich meine, die FPÖ liegt zwar in den Umfragen vorn, wird es aber realistisch betrachtet sehr schwer haben, einen Koalitionspartner zu finden.
Putin: Natürlich wir haben uns zuerst gedacht, besser wir kochen uns ein besser ernstzunehmende Politiker. Aber hat nicht funktioniert so gut. Zuerst ich war deprimiert. Aber dann ich mir habe gesagt: Wladimir! Sieh das nicht so eng. Ob Idiot, ist egal. Hauptsache nützlich!
profil: Ein aus Ihrer Sicht völlig verständliches Motto. Und es trägt ja auch überall Früchte. Egal ob in Europa oder den USA.
Putin: Die Welt wird werden bald schöner. Sehr bald. Und viel schöner!
profil: Ich kann es kaum erwarten. Einen Nachteil hat diese ganze Angelegenheit für Sie aber doch. Und zwar einen nicht zu unterschätzenden.
Putin: Welchen?
profil: Karin Kneissl wird jetzt wohl für immer in Russland bleiben.
Putin: Mir egal. Solange ich nicht muss wieder auf Hochzeit.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz