Der Darstellungsisator
Die Menschheit hat einen Großteil ihrer Entwicklungsgeschichte in den weiten Steppen unserer Erde verbracht. Erst vergleichsweise vor Kurzem brachen wir in eine aufregende Ära des Fortschritts ein, die uns die Fähigkeiten des Zählens, Notierens, Bauens und der Wissensgenerierung bescherte. Heute sind wir in der Lage, Dinge zu schaffen, von denen unsere Vorfahren nur träumen konnten – von NASCAR bis Wattestäbchen, von atombetriebenen Flugzeugträgern bis zu „Red Dead Redemption 2“. Unsere Neugier hat uns dazu geführt, die tiefsten Tiefen des Marianengrabens zu erforschen und die entfernten Monde des Saturns zu besuchen. Zugleich begeben wir uns mit Mikroskopen und Radioteleskopen auf eine Reise, die uns die erstaunlichen Geheimnisse des Mikrokosmos und des unendlichen Universums offenbart. Doch während wir uns den Grenzen des Großen und des Kleinen nähern, müssen wir anerkennen, dass die Energie einer einfachen Feder, die den Boden berührt, größer ist als die Gesamtenergie, die alle Radioteleskope der Welt jemals aus dem All empfangen haben.
Diese Reise in die Weiten des Wissens und der Erkenntnis ist zugleich eine Herausforderung für unsere Savannengehirne. Einst entwickelt, um in der Steppe zu überleben und sich mit den einfachen Dimensionen von Büschen, Steinen, Tag und Nacht auseinanderzusetzen, müssen sie nun mit den abstrakten Dimensionen des Raum-Zeit-Kontinuums, der Quantenwelt und kosmischen Entfernungen jonglieren. Wir sind mit einer Unendlichkeit des Großen und des Kleinen konfrontiert … jenseits von Büschen, Steinen, Tag, Nacht oder sich nähernden Großkatzen.
Wenn die Sonne nur vier Meter im Durchmesser hätte und ihre Gravitationskraft vom Wiener MuseumsQuartier aus wirken würde, wäre Pluto nur einen Zentimeter groß und etwa 24 Kilometer entfernt vor dem (einst von Ulla Weigerstorfer eröffneten) „Schnitzelplatzl“ in Stockerau positioniert. Tatsächlich stellt Pluto aber nicht die äußerste Grenze unseres Sonnensystems dar; diese befindet sich in der Oortschen Wolke, die in unserem Maßstab 12.000 Kilometer vom MuseumsQuartier entfernt wäre. Da wird es dann schon wieder schwer, das einzuschätzen. Eine hypothetische Radreise durchs Sonnensystem endet also kurz vor dem Punkt des Unendlichen.
Wenn die Sonne nur vier Meter im Durchmesser hätte und ihre Gravitationskraft vom Wiener MuseumsQuartier aus wirken würde, wäre Pluto nur einen Zentimeter groß und etwa 24 Kilometer entfernt vor dem (einst von Ulla Weigerstorfer eröffneten) „Schnitzelplatzl“ in Stockerau positioniert.
Die menschliche Vorstellung ist nie weit entfernt von einem vollkommenen Erfahrungskollaps. Deswegen brauchen wir Vergleiche. Deswegen brauchen wir Darstellungen. Deswegen schlage ich etwas vor: den Darstellungsisator.
Der Darstellungsisator (alternativ: Komparatotron) ist ein universaler Umrechner. Eine App. Er soll dabei helfen, sich unterschiedliche Größenordnungen – egal ob aus dem astronomischen, dem mikroskopischen oder dem alltäglichen Bereich – plastisch vorstellen zu können.
Ein einfaches Anwendungsbeispiel:
Du gibst als Ausgangsbasis dein Körpergewicht ein. Nun hast du mehrere Möglichkeiten, wie du mit dieser Größe weiterrechnen kannst. Du entscheidest dich dafür, dir den Euro-Wert deines Körpergewichts in Gold aufgewogen ausgeben zu lassen. Dieser Euro-Wert stellt nun eine neue Größe dar, mit der du weiterrechnen kannst. Als Nächstes lässt du dir ausgeben, wie viele Laibe Brot du für dieses Geld kaufen könntest. Im nächsten Schritt möchtest du wissen, welchen Bruchteil der Distanz von der Erde zum Mond du erreichen würdest, wenn du die Brotlaibe aus dem vorangegangenen Schritt nebeneinanderlegst. In welcher Zeit kann ein Körper, der mit der Geschwindigkeit einer Gewehrkugel unterwegs ist, diese Distanz zurücklegen? Wie viele Taktzyklen kann ein Intel Pentium III in dieser Zeit rechnen? Wie oft könntest du mit dieser Anzahl von Takten die 5. Sinfonie von Beethoven spielen? Wie viel würde es kosten, die 5. Sinfonie so oft mit den Wiener Philharmonikern aufzuführen? Und welchen Bruchteil deines Körpergewichts stellen diese Kosten in Gold ausgedrückt dar?
Die menschliche Vorstellung ist nie weit entfernt von einem vollkommenen Erfahrungskollaps. Deswegen brauchen wir Vergleiche. Deswegen brauchen wir Darstellungen. Deswegen schlage ich etwas vor: den Darstellungsisator.
Technisch verfügt der Darstellungsisator über eine große Datenbank, die Objekte beinhaltet wie Menschen, Gebäude, Maschinen, Tiere, Planeten: alles von Zahnpastatuben bis zu Corvettes, von sauren Gummibären bis zu Kängurus, von Hurrikans bis zu Badeschlapfen. Jedem Objekt kann eine beliebige Anzahl von Messgrößen zugewiesen werden (Länge, Breite, Alter, Geldwert, Masse, Geschwindigkeit etc.). Bei der Umrechnung von einem Objekttyp zum nächsten werden Objekte über gleichlautende Messgrößentypen verknüpft. Jeder Nutzer und jede Nutzerin kann das System um neue Objekte und Messgrößen erweitern. Dies ist entweder direkt am Server des Darstellers über ein Web-Formular möglich, oder auch dezentral, vielleicht sogar an Wikipedia (beziehungsweise Wikidata) gekoppelt. Außerdem unterscheiden wir zwischen zwei Datenquellen: live und statisch, wobei Live-Daten über Webservices verwendet werden, die zum Beispiel den derzeitigen Marktwert von Kupfer anzeigen.
Hach! Ich will so was. Ich will. Ich will. Ich will. Ich hab nur irgendwie keine Zeit, das zu programmieren. Möchte das jemand machen?