Klimawandel: Soll mein Kind überhaupt noch Skifahren lernen?

Wenn die Kleinen dann auf schmalen Schneebändern durch eine grüne Landschaft pflügen: Nein.

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Das Kind kann Radfahren und Schwimmen. Nun steht die dritte Grundsportart an: Skifahren. Diesen Reflex haben wohl viele Eltern, die Winter mit Skifahren verbinden. In Westösterreich wedeln sie ja schon in Windeln die Piste runter, so das Stereotyp. Höchste Zeit also, auch die Identität des Wiener Kindes um das Land der weißen Berge zu erweitern. Abgesehen von der Beziehung zum eigenen Land: Wer wollte dem Nachwuchs Erlebnisse vorenthalten, die zu den stärksten eigenen Kindheitserinnerungen zählen – vom bestandenen Kampf mit dem Schleppliftbügel bis zur ersten Abfahrt vom Kitzsteinhorn? Selbst muffige Skischuh-Keller wirken im Geruchsgedächtnis wohlig nach.

Der Skikurs fürs Kind ist also gebucht. Und fällt ins Wasser. Zu warm, selbst für Kunstschnee. Erster Gedanke: Na super, ein Jahr verloren. Zweiter Gedanke, etwas zögerlicher: Sollen wir die Ski-Karriere des Kindes vielleicht gar nicht erst starten? Streichen wir den Sport von der Liste der Erziehungspflichten? Die Vorstellung von Kindern, die auf Kunstschnee durch eine ringsum grüne Landschaft pflügen, ist befremdlich. Zum Statisten eines dystopischen Wimmelbildes mach ich mein Kind sicher nicht.

Warum einen Sport lernen, dem die Grundlage wegschmilzt?

Natürlich könnte man es mit dem Tiroler Tourismussprecher Franz Hörl halten, der meint: Schneearmut hat es immer gegeben, der nächste Rekordwinter kommt bestimmt. Vielleicht schon im nächsten Jahr. Dann wäre die Premiere nur vertagt. Doch wenn die Klimaexpertinnen und -experten Recht behalten und die prächtigen Schneetage langfristig schwinden, stellt sich durchaus die Sinnfrage. Warum soll ich mein Kind auf ein Freizeitvergnügen vorbereiten, das durch „Winter-Hitzewellen“ immer öfters ins Wasser fällt? Das einen ökologischen Skischuh-Abdruck hinterlässt, der mit dem Klimagewissen der nächsten Generation dann ohnedies nicht mehr vereinbar ist? Warum junge Menschen auf dieses moralische Dilemma von morgen einspuren?

Andererseits: Das Kind fährt im Winter nicht Rad und geht kaum Schwimmen, beherrscht beides aber. Kann insofern nicht schaden, wenn es einen Parallelschwung schafft, sollte sich später doch noch ein Skikurs ergeben - sofern der Spaß dann nicht 600 Euro kostet. Über die unterschiedlichen Kosten für die diversen Grundsportarten haben wir nämlich noch gar nicht geredet.

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Übrigens: Das kommende profil widmet sich umfassend und streitbar der Zukunft der Skination Österreich.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.