Fragen Sie Frau Erna!
Liebe Frau Erna,
mein neuer Nachbar macht mir das Leben zur Hölle. Den ganzen Tag hört er extrem laut diese schreckliche arabische Musik! Ich meine, ich verstehe ja, dass das Heimweh im Exil gerade am Anfang besonders schlimm ist, ich bin ja schließlich genauso wie er vor politischer Verfolgung geflüchtet und weiß, wie schwer es ist, sein Heimatland, dem man noch so viel geben hätte können, für immer verlassen zu müssen. Aber spiele ich deswegen hier in unserer Expat-Community den ganzen Tag Gabalier in Stadionlautstärke? Nein! Ich habe hier eine hoch angesehene Denkfabrik zu leiten! Dabei brauche ich Ruhe! Und jetzt einmal unter uns: Ich bin auch nicht aus diesem versifften Wien geflüchtet, damit sie mir jetzt hier im Hof unter meinem Fenster erst recht Hammel braten!
Vergrämt
Karin Kneissl Moskau
Liebe Frau Kneissl,
ich fühle mit Ihnen. Dass Sie nach allem, was Sie in den letzten Jahren durchmachen mussten, nunmehr in Ihrem eigentlich sicheren Hafen aufs Neue mit schrecklichen Unbilden konfrontiert werden – mir fehlen die Worte. Haben Sie es schon einmal bei Ihrer zuständigen Schlichtungsstelle versucht?
Ergriffen
Frau Erna
Geschätzte Frau Erna,
ich wende mich an Sie, weil mich die zuständige Schlichtungsstelle in dieser Angelegenheit leider bisher genauso wenig unterstützt wie vor Kurzem bei der Verteidigung von Damaskus. Seit ich in meine neue Wohnung eingezogen bin, steht permanent eine ganz offensichtlich verrückte Frau vor meinem Stacheldrahtverhau und beschwert sich schreiend darüber, dass sie verfolgt wird. Das mag ja sein – aber was geht mich das an? Und: Was soll ich bitte sagen? Ich weiß schon, ich bin momentan vielleicht nicht ganz in der Position, mir meine Nachbarn aussuchen zu können. Aber muss es gleich so knüppeldick kommen?
Deprimiert
Baschar al-Assad, Moskau
Sehr geehrter Herr Assad,
ich fühle mit Ihnen. Ich habe mir vor Jahren das Rauchen abgewöhnt, das war schwer genug. Aber wenn ich mir den Cold Turkey eines gerade frisch ausgeflogenen Ex-Diktators vorstelle – holy shit! Und in dieser ohnehin schon maximal verletzlichen Lage muss Ihre waidwunde Seele erkennen – dass es immer noch schlimmer kommen kann! Aber trösten Sie sich: Russland ist groß. Und Wladiwostok soll im Dezember einfach zauberhaft sein!
Fingers crossed!
Frau Erna
Geschätzte Frau Erna,
es war leider keine gute Woche für uns starke Männer. Zuerst blamieren sie mir den Wladimir in Syrien. Und dann blamiert die Svazek, diese Krätzn, auch noch – mich! Weigert sich einfach, beim Politikerlohnverzicht mitzumachen, obwohl ich’s doch angeordnet hab! Und die Oberösterreicher und Vorarlberger sind auch – unvolksam!! Wie soll man bitte den anderen klarmachen, dass sie vor mir Habt Acht zu stehen haben – wenn’s nicht einmal die eigenen tun? Ich muss dringend meine Autorität wiederherstellen! Aber wie?
Hoffnungsfroh
Herbert Kickl
Werter Herr Kickl,
nun, ich denke, angesichts der Schwere der Insubordination auf gerade für die FPÖ sehr heiklem Terrain ist mit aller Härte zu antworten. Greifen Sie also zum gleich zum drastischsten Mittel, das Autoritäten Ihres Zuschnitts zur Verfügung steht – und halten Sie so lange die Luft an, bis diese Stauffenbergs klein beigeben!
Auch hoffnungsfroh
Frau Erna
Gesegnete Frau Erna,
ich möchte Ihre viel gelesene Seite zu einem Suchaufruf nützen. Mir ist leider aus einer Krippe im Vatikan etwas abhandengekommen, nämlich: das unschuldige Palästinensertuch, auf dem das Jesukindlein sanft hingebettet lag! Vielleicht ergeben sich ja über Sie sachdienliche Hinweise in dieser delikaten Angelegenheit.
Urbi & Orbi
Franziskus
Eure Heiligkeit,
ich hoffe, jemand aus meiner Leserschaft kann helfen. Wobei, wenn Ihr mir eine persönliche Anmerkung gestattet: Ich bin natürlich keine Expertin – aber ich würde mir einmal die letzten Demo-Stop-overs von Greta genauer ansehen.
Herzlichst